Expedition in die Heide
Ein lila Teppich aus blühendem Heidekraut und dazwischen viele Schafe – so kennen viele von uns die Heide in Deutschland. Aber was genau ist das eigentlich, die Heide? Wir zeigen es dir.
Auf in die Heide
Die Heide ist ein Landschaftstyp, so wie der Wald, das Moor oder die Steppe. In der Heide wachsen nur wenige Bäume, dafür viele Sträucher und Heidekraut. Die Böden dort sind meist sandig und enthalten nur wenige Nährstoffe. Wenn es in der Heide regnet, versickert das Wasser schnell durch die oberen Bodenschichten hindurch ins darunter liegende Gestein. Deshalb können dort nur ganz bestimmte Pflanzen wachsen. Zum Beispiel verschiedene Heidekrautgewächse, Wacholder, Birken, Kiefern und Heidelbeeren.
Der Heide-Wacholder wird auch Machandelbaum, Räucherstrauch oder Feuerbaum genannt. In der Heide wächst er zu Sträuchern oder kleinen Bäumen heran. Wie andere Nadelgewächse trägt der Wacholder Zapfen mit Samen drin. Diese Zapfen werden oft als Beeren bezeichnet, weil sie klein und rund sind. Sie sind erst grün und werden blau, sobald sie reif sind.
Die Besenheide wird auch Heidekraut genannt. Im Spätsommer verwandelt sie die Heidelandschaft in einen lilafarbenen Teppich aus Blüten. Die blühende Besenheide zieht zahlreiche Tiere an – Schmetterlinge genauso wie Bienen, Käfer und andere Insekten. Auch die typische Schafe der Heide, die Heidschnucken, ernähren sich von der Besenheide.
Wilde Vielfalt
Während die Birkhühner ein braun-schwarzes Tarnkleid tragen, beeindrucken die Birkhähne mit einem prächtigen, schwarz-blau glänzenden Gefieder. Über ihren Augen befinden sich nackte, leuchtend rote Hautstellen, die zur Balzzeit anschwellen. Dann kommen die Männchen an einem Ort zusammen, um einander zu drohen und ihr Revier mit lauten Rufen zu verteidigen – so wie im Bild oben. Die Weibchen beobachten das Schauspiel und entscheiden sich danach für ein Männchen, mit dem sie sich paaren. Seinen Namen trägt das Birkhuhn, weil es sich auch von Birkenknospen ernährt.
Die Tiere in der Heide
Im Frühjahr und Sommer wird es in der Heide sehr hell und warm, weil hier nur wenig hohe Bäume wachsen, die Schatten werfen. Das ist vor allem für Käfer, Bienen und viele andere Insekten gut. Sie bauen ihre Nester in den warmen und trockenen Boden. Dort kann sich die Brut besonders gut entwickeln.
Auch Vögel, wie die Heidelerche, brüten auf dem Boden.
Besonders der Reichtum an Insekten lockt verschiedene Vögel an. Viele von ihnen sind an anderen Orten in Deutschland sehr selten geworden und nur auf den Heideflächen noch zu Hause. An kleinen Seen und Bächen in der Heide leben Frösche, Kröten, Libellen, Eidechsen – und Schlangen.
Die Kreuzotter
Der Idas-Bläuling sucht in den Sommermonaten in der Heide nach Nektar, zum Beispiel an Besenheide, Ginster und Klee. Oder er er hält Ausschau nach einer Partnerin oder einem Partner.
Der Ziegenmelker trägt seinen Namen, weil ihm früher nachgesagt wurde, er trinke die Milch der Ziegen. Er hält sich nämlich nachts oft in deren Nähe auf. Heute wissen wir, dass der Ziegenmelker nur an Insekten interessiert ist, die bei den Ziegen herumschwirren. Dank seines Tarn-Gefieders kann er sich gut im Heidekraut verstecken.
In der Heide fühlen sich zahlreiche Käferarten wohl, unter ihnen auch der Heide-Sandlaufkäfer. Der 1,5 bis 2 Zentimeter große Krabbler hat lange Beine und fadenförmige Fühler. Seine starken Kieferzangen kommen bei der Jagd auf andere Insekten und Spinnen zum Einsatz. Der Heide-Sandlaufkäfer läuft meist über den Boden. Nur wenn Gefahr lauert, fliegt er schnell davon.
In den Sommermonaten leben in der Heide viele verschiedene Schmetterlinge. Einer von ihnen ist der Violette Feuerfalter. Auf seinen rotgoldenen Flügeloberseiten befinden sich schwarze Flecken. Bei den Männchen schillern die Flügel außerdem violett. Kannst du die graublaue Behaarung auf seinem Körper erkennen?
Heidschnucke ist der Name einer Schafrasse. Die meisten Heidschnucken tragen auf ihrem Kopf große Hörner. Die Hörner der Weibchen sind sichelförmig nach hinten gebogen. Bei den Männchen sind sie schneckenförmig. Die kleinen Lämmer werden mit schwarzem, lockigem Fell geboren. Erst später nimmt es die Farbe des Fells seiner Eltern an und wird grau oder weiß.
Schon gewusst?
Der Name Heidschnucke stammt vom Wort „schnökern“ ab, was so viel wie „naschen“ bedeutet. Die Heidschnucken fressen alle Pflanzenteile, die sie verdauen können. Nur ungenießbare Pflanzen und stark verholzte Gewächse bleiben stehen.
Keine Heide ohne Pflege
Ursprünglich gab es Heiden in Deutschland nur dort, wo es natürlicherweise keinen Wald gab: an Küsten, in Mooren und im Gebirge. Als Menschen Wälder gerodet und das Land bewirtschaftet haben, sind auch an anderen Orten nach und nach Heideflächen entstanden.
Durch den jahrhundertelangen Anbau von Feldfrüchten und die Beweidung durch Rinder und Schafe haben die Böden immer mehr Nährstoffe verloren. Für den Anbau von Feldfrüchten waren diese Flächen irgendwann ungeeignet. Nur noch ganz bestimmte Pflanzen konnten dort wachsen, unter anderem Heidekrautgewächse und Wacholder. Die Flächen wurden als Weideland für Schafsrassen genutzt, die sich dort wohlfühlten und genug Nahrung fanden. Die Schafe fraßen junge Pflanzen und verhinderten so, dass die Flächen wieder zuwuchsen.
Auch heute werden Schafe als Landschaftspfleger eingesetzt. Sie fressen Gräser, Kräuter und junge Baumtriebe und erhalten so die wertvolle Heidelandschaft. Weil die Schafe das allein nicht schaffen, pflegen auch Menschen die Heideflächen. Dazu gehört, dass junge Bäume mit Spaten, Sägen und Astscheren entfernt werden.
Schon gewusst?
Das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide ist die größte zusammenhängende Heidefläche Europas.
Heide in Not
Nur ein kleiner Teil der einst riesigen Heideflächen ist bis heute erhalten geblieben. Was ist passiert? Und was bedroht die Heide bis heute?
Umwandlung in Äcker und Grünland: Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es vor allem in Norddeutschland große Heideflächen. Auf einem Großteil dieser Flächen wurde die Heidebauernwirtschaft aufgegeben. Die Heiden wurden aufgeforstet, in Äcker und Weiden umgewandelt oder als Flächen für Siedlungen, Straßen und andere Bauprojekte genutzt.
Zu viel Stickstoff: Durch den Verkehr, Fabriken und die Verwendung von chemischen Düngern in der industriellen Landwirtschaft gelangen Stickstoffe in die Luft. Diese landen mit dem Regen wieder in der Landschaft und erhöhen den Nährstoffgehalt im Heideboden. Dadurch können auch andere Pflanzenarten dort wachsen, die Schafe weniger mögen und die typischen Pflanzen und Tiere der Heide verdrängen.
Fehlende Pflege: Die meisten Heidelandschaften können nur durch Pflege erhalten werden. Werden Heideflächen sich selbst überlassen, vergrasen und verbuschen sie und es entstehen neue Wälder. Die wichtige Pflege findet vor allem in Naturschutzgebieten statt.
Die Klimakrise: Es wird wärmer auf der Welt und in manche Regionen fällt weniger Regen. Auch die Tiere und Pflanzen in der Heide müssen sich an diese Veränderungen anpassen. Viele Arten wie die Besenheide haben damit jedoch Schwierigkeiten. Bleibt es zu lange trocken, wächst sie viel langsamer.
Der WWF im Einsatz: Hilfe für Insekten
Auf den Heideflächen in Deutschland leben viele seltene Arten, darunter zahlreiche Schmetterlinge, Käfer, Bienen und andere Insekten. Doch nicht nur in den Heiden, auch in anderen Landschaften und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gibt es immer weniger Insekten.
Unser Plan
Wir wollen den Rückgang der Insekten stoppen und dazu beitragen, dass es wieder mehr Insekten in unseren Landschaften gibt. Im Projekt BROMMI schaffen wir in fünf deutschen Biosphärenreservaten neue Lebensräume für Insekten. Dann beobachten wir, wie sich die Artenvielfalt dort entwickelt.
Wir legen zum Beispiel Grünstreifen mit Wildpflanzen an Äckern an (im Bild), fördern die nachhaltige Landwirtschaft und reduzieren die Lichtverschmutzung. All das kommt Insekten zugute.
Was ist eigentlich ... Lichtverschmutzung?
Wenn es am Abend dunkel wird, gehen überall Lichter an: Auf der ganzen Welt wird der Nachthimmel durch dieses künstliche Licht aufgehellt. Das wird Lichtverschmutzung genannt. Einige Tiere leiden darunter, vor allem Insekten, denn sie werden von ihrem Weg abgebracht.
Hier sind wir aktiv
Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist eines der größten Schutzgebiete Deutschlands. Obwohl der Name es vermuten lässt, ist die Schorfheide keine „echte“ Heidelandschaft. Hier gibt es rund 240 Seen, tausende Moore, Wälder, Wiesen und auch einzelne Heideflächen. Keine Frage, dass sich Insekten hier wohlfühlen.
Die Wacholderheiden im Biosphärenreservat Rhön werden von Rhönschafen gepflegt.
Im Biosphärengebiet Schwarzwald gibt es Bergheiden, die von Rindern und Schafen erhalten werden. Hier leben viele seltene Arten, darunter Auerhühner (im Bild), Kreuzottern und verschiedene Nachtfalter.