Wer schleicht denn da? Ein Jaguar!

Der Jaguar ist die drittgrößte Raubkatze der Welt und lebt in Süd- und Mittelamerika. Seinen Namen „Jag War“ haben ihm indigene Völker gegeben: er bedeutet „der im Fliegen jagt“. Der Jaguar kann also nicht nur Anschleichen.

Der fliegende Jäger

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Erspäht ein Jaguar Beute, pirscht er sich tief geduckt an oder springt vom Baum herab und landet zumindest bei größeren Tieren auf deren Rücken – also so, als wäre er hingeflogen. Bei größerer Beute beißt er zu, kleinere erlegt er auch mal mit einem Schlag auf den Kopf. Die Raubkatze ist nicht wählerisch und jagt fast alles, was ihr vor die Schnauze kommt: vom kleinen Frosch bis zum großen Büffel. Also sogar Tiere, die drei- bis viermal so schwer sind wie der Jaguar selbst. Und echt ungewöhnlich für Katzen: Der Jaguar jagt auch im Wasser.

Der schwimmende Jäger

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Der Jaguar schwimmt nicht nur richtig gut, sondern auch gerne. Und wird ihm mal zu heiß, verbringt er einige Stunden im Wasser, um sich abzukühlen.

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Eine Gruppe der Raubkatzen erbeutet Fische, die in kleinen Tümpeln zurückbleiben, wenn es trockener wird. Manch ein Jaguar fängt sogar Fische im Meer. Und manche Tiere in Kolumbien erbeuten Schildkröten, die am Strand ihre Eier ablegen wollen.
 

Der Jaguar erklimmt auch locker Bäume und döst am Tag auf Ästen vor sich hin. Wenn zum Beispiel während der Regenzeit die Flüsse den Waldboden überschwemmen, zieht er sich auf Bäume zurück. Dort lebt, jagt und schläft er oft monatelang.

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Auf kurzen Strecken wiederum sprintet er bis zu 80 Stundenkilometer schnell. Du siehst, der Jaguar ist voll wandelbar und kann sich perfekt an seinen Lebensraum und dessen Beutetiere anpassen.

 

Wo Jaguare leben

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Um das Jahr 1900 waren Jaguare in ganz Amerika verbreitet. Heute sind sie nur noch in Mittel- und Südamerika zu Hause. Die meisten dieser Raubkatzen leben im südamerikanischen Amazonas-Regenwald, einige Tiere aber auch im Buschland und in der Savanne.

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Dort leben sie dank ihres Fellmusters gut getarnt zwischen Bäumen und Sträuchern und wagen sich nur selten in offenes Gelände, denn die Raubkatzen sind ziemlich scheu. Weil sie außerdem meistens nachts unterwegs sind, ist es schwer, einen Jaguar zu entdecken. Darum gibt es erst wenig, was Forschende über diese Katzen wissen. Zum Beispiel das hier:

Der Jaguar ist eine Großkatze

Die Biologie unterscheidet bei den Katzen Groß- und Kleinkatzen. Großkatzen sind neben dem Jaguar der Leopard, Schneeleopard, Nebelparder, Löwe und Tiger. Diese Einteilung hat trotz des Namens nichts damit zu tun, wie groß die Katze ist, sondern richtet sich nach bestimmten Merkmalen und Fähigkeiten. Zum Beispiel können Großkatzen brüllen, Kleinkatzen nicht. Dafür miauen sie, was umgekehrt Jaguar & Co. nicht draufhaben. Und während Kleinkatzen beim Ein- und Ausatmen schnurren können, machen das Großkatzen nur, wenn sie ausatmen.

Allein im Revier

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Gesellschaft? Nein danke. Jaguare leben allein in ihren Revieren, die sie mit Duftspuren markieren. So zeigen sie anderen Jaguaren: Hier ist besetzt. Je mehr Beute sich in der Gegend tummelt, desto kleiner ist das Revier. Es ist meist zwischen 25 bis zu 150 Quadratkilometer groß, die hohe Zahl ist ungefähr die Fläche von Freiburg. In der Trockenzeit ist das Revier eines Jaguars manchmal vier- bis fünfmal größer als in der Regenzeit.

Manchmal überschneiden sich die Reviergrenzen von männlichen und weiblichen Jaguaren. Dann gehen sich die Raubkatzen meist aus dem Weg. Außer es ist Paarungszeit.
 

Nachwuchs bei Jaguaren

Ungefähr drei Monate nach der Paarung bringt das Weibchen in einem sicheren Versteck ein bis vier Jungtiere zur Welt. Diese sind anfangs blind und hilflos, haben aber schon die typischen Flecken im Fell und sind damit perfekt getarnt.

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Nach einigen Wochen gehen sie mit ihrer Mama auf die ersten Streifzüge. Sind sie ungefähr zwei Jahre alt, verlassen sie ihre Mutter und suchen sich ein eigenes Revier.

Bauplan der Natur

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Jaguar
 

  • Bis mehr als 150 Kilogramm schwer
  • Bis zu 1,70 Meter von Kopf bis Rumpf lang (ohne Schwanz)
  • Die Weibchen sind etwas kleiner und leichter als die männlichen Tiere

Das Fell ist goldbraun und schwarzgemustert. Fast über den ganzen Körper ziehen sich dunkle Flecken und Rosetten. Rosetten ähneln dem Umriss von Blumen. In ihrer Mitte sitzt oft ein kleiner dunkler Fleck.

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Der Schwanz misst bis zu 80 Zentimeter. Mit ihm hält der Jaguar beim Klettern und Sprinten das Gleichgewicht. Und er setzt ihn als eine Art Köder ein: Er streicht mit ihm übers Wasser, um Fische anzulocken.

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Sehr gutes Gehör: Der Jaguar kann seine Ohren gleichzeitig in verschiedene Richtungen bewegen, also zum Beispiel eines nach vorn, das andere nach hinten. So kann er verschiedene Geräusche aus unterschiedlichen Richtungen auf einmal hören.
 

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Sehr gute Augen: Wie alle Katzen hat der Jaguar eine besondere Schicht hinter der Netzhaut, die einfallendes Licht spiegelt. Dadurch gelangt es zweimal durch die Netzhaut. Perfekt, um auch nachts, bei schwachem Mondlicht, sehr gut zu sehen.

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Gutes Gespür: An den Spitzen der Schnurrhaare sitzen Nerven, mit denen die Großkatze selbst im dunklen Regenwald ihren Weg erfühlt.

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Schräger Brüller: Der Jaguar kann laut brüllen, doch klingt er anders als andere Großkatzen: Sein Brüllen hört sich an wie eine laute Säge, die durch Holz schneidet.
 

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Zähne zum Panzerknacken: Der Jaguar hat die größte Beißkraft aller Raubkatzen. Sein Gebiss ist so stark, dass er den Panzer von Schildkröten und Kaimanen knackt.

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Praktische Zunge: Auf der Zunge sitzen unzählige winzige, harte Erhöhungen. Durch die fühlt sich die Zunge sehr rau an und der Jaguar kann damit Fleisch von Knochen schaben.

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Kurze Beine: Die Beine sind für Katzen eher kurz, aber sehr kräftig und perfekt, um auf Bäume zu klettern oder um zu schwimmen.

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Anschleicher mit versteckten Krallen: An den Sohlen sitzen dicke Polster, mit denen der Jaguar lautlos auftreten kann. An jeder Pfote sitzen vier messerscharfe Krallen, die er einziehen und ausfahren kann. Beim Laufen sind sie meist eingezogen, deshalb sind die Krallen in seinen Fußabdrücken nicht zu erkennen.

Schon gewusst?

Es gibt auch Jaguare mit schwarzem Fell. Die sind sehr selten und heißen Panther. Schwarze Jaguare haben eine sehr große Menge dunkler Farbstoffe in der Haut und im Fell. Das nennt man Melanismus.

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Jaguare in Not

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In Süd- und Mittelamerika gibt es nur noch ungefähr 200.000 Jaguare. Diese Zahl ist grob geschätzt. Wie viele es genau sind, weiß niemand. Was gefährdet die Tiere?

Verlust des Lebensraums

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Teile des Regenwaldes wurden durch Rodung völlig zerstört oder voneinander getrennt. So haben die Raubkatzen in den letzten 100 Jahren ungefähr die Hälfte ihres Lebensraums verloren. Als Folge finden sie immer weniger Beute und es wird schwer, für sie einen Partner zu finden. Das bedeutet, es gibt weniger Nachwuchs. Oder Jaguare paaren sich, die zu nah verwandt sind. Deren Junge sind oft anfälliger für Krankheiten und manchmal sogar unfruchtbar, können also selbst keinen Nachwuchs bekommen.

Zu wenige Beutetiere

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Je kleiner der Lebensraum der Jaguare wird, desto weniger Beutetiere findet er (wie zum Beispiel Wasserschweine). Immer wieder kommt es deshalb vor, dass ein Jaguar Kühe und andere Nutztiere reißt. Das ist ein Problem für die Bäuerinnen und Bauern, denn der Verlust eines Nutztieres bedeutet für sie gleichzeitig den Verlust von viel Geld oder sogar ihrer Existenz. Werden die Katzen dabei entdeckt, töten manche Menschen sie aus Trauer, Angst oder Wut.

Schmuggelalarm

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Immer noch werden Jaguare gejagt, obwohl es streng verboten ist. Statt des Fells werden sie jetzt vor allem wegen ihrer Pfoten, Zähne und weiterer Körperteile geschmuggelt. Diese werden in der traditionellen asiatischen Medizin verwendet. Einige Menschen glauben, dass diese Körperteile vom Jaguar und von anderen Raubkatzen wie dem Tiger Krankheiten heilen können. Wissenschaftlich gesehen stimmt das nicht. Die Nachfrage ist trotzdem groß, deshalb werden die Raubkatzen weiter gewildert. Weil Tiger besser geschützt werden, nimmt die Jagd auf den Jaguar zu.

Gruppen in Gefahr

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Fast 90 Prozent aller Jaguare leben im Amazonasbecken. Sie sind die einzigen Gruppen, die nicht bedroht sind. Umgekehrt streifen durch Mittelamerika nur noch sehr wenige der Raubkatzen. Dort werden sie auf lange Sicht vermutlich aussterben, wenn wir sie nicht besser schützen.

Zusammen stark

Der WWF im Einsatz
© Kelvin Brown

Unser Plan

Wir wollen, dass die bestehenden Jaguar-Populationen sich erholen und es wieder mehr der gefleckten Raubkatzen gibt. Dafür haben wir uns mit verschiedenen Organisationen für die sogenannte Jaguar-Roadmap zusammengeschlossen.

© Don Getty

Was ist die Jaguar-Roadmap?

Das ist ein Dokument, das verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Raubkatzen aufeinander abstimmt. Und zwar nicht nur für ein einziges Land, sondern über Landesgrenzen hinweg. Nur wenn alle Heimatländer des Jaguars zusammenarbeiten, kann er noch lange durch Regenwälder und Savannen streifen.

Mehr Schutzgebiete

Viele Gebiete, in denen der Jaguar lebt, werden „geschützt“ genannt. Trotzdem wird dort weiter gewildert oder Holz gefällt. Darum braucht es mehr Menschen, die die Schutzgebiete kontrollieren. Und es braucht mehr technische Ausrüstung, wie zum Beispiel Fotofallen, um zu prüfen, wie viele Jaguare noch da sind.

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Menschen und Jaguare sollen friedlich nebeneinander leben

Dafür erklären wir vor allem Menschen in der Landwirtschaft, wie wichtig der Jaguar für das Ökosystem und damit für ihr (Über-)Leben ist. Weil der Jaguar jagt, verhindert er, dass sich seine Beutetiere unkontrolliert ausbreiten. Manche davon könnten sonst auf Dauer der Landwirtschaft und damit den Menschen schaden, wie etwa Wildschweine, Nabelschweine (Pecaris) oder Rehe.
 

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Weitere Ziele

Verstreute Schutzgebiete sollen durch bewaldete Korridore verbunden werden, sodass die Jaguare wieder sicher zueinander gelangen und genug Beute finden. Forschende untersuchen, wo solche Korridore eingerichtet werden können. Am besten geht das dort, wo es genug Waldfläche für die Tiere gibt und wenig Besiedlung durch Menschen.

© Ola Jennersten / WWF Schweden
Mach mit und hilf den Jaguaren
© Martin Harvey / WWF + WWF

Du willst noch mehr über Jaguare erfahren?

Für WWF Junior Mitglieder ab 8 Jahren gibt es noch mehr spannende Infos im neuen WWF Junior Magazin 1/25. Schau dir die Karte Amerikas an, um zu sehen, wo die Jaguare leben. Erfahre von WWF-Experte Dirk, wie du einen Jaguar von einem Leoparden unterscheiden kannst. 

Spiele das Katzen-Duell für zwei und trainiere dein Wissen über Groß- und Kleinkatzen. Außerdem kannst du wieder kniffelige Rätsel lösen.

Das Magazin für Minis: Komm mit zu den Jaguaren

Im neuen Mini-Magazin erfährst du noch mehr über Jaguare, die versteckt vor allem im Amazonas-Regenwald leben. WWF-Experte Dirk verrät dir, ob die Raubkatze wirklich scheu ist. Entdecke auch tolle andere Tiere, die im Amazonas-Regenwald, wo der Jaguar lebt, zu Hause sind.

Mach mit bei unserem Würfelspiel „Reise durch den Regenwald“ und bastle dir einen Regenwald im Miniformat. Und probiere auch mal das Cabolas-Spiel. Es stammt aus der Heimat des Jaguars.

© Y.-J. Rey-Millet / WWF+ WWF
Gewinner und Verlierer 2022