Sanfte Riesen? Besuch bei Gorillas
Ganz schön eindrucksvoll sind sie, die größten Menschenaffen der Welt. Ausgewachsene Gorilla-Männchen werden bis zu 2 Meter groß und dreimal so schwer wie ein Mensch. Sie ähneln uns und verhalten sich manchmal auch wie wir. Komm mit in ihre Heimat in Zentralafrika.
Die Gorillas leben dort nicht alleine. Sie teilen ihre Heimat mit vielen anderen Tieren wie Waldelefanten, Schuppentieren und Antilopen. Wie zum Beispiel in Dzanga-Sangha, einem Naturschutzgebiet im Herzen von Afrika. Es liegt dort, wo drei Länder aneinandergrenzen:
die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo und Kamerun.
Trotz ihres großen Gewichts können Gorillas auf bis zu 40 Meter hohe Bäume klettern (das ist etwa so hoch wie ein Haus mit zehn Stockwerken). Meist jedoch bleiben sie am Boden und suchen dort nach leckeren Früchten oder Blättern, denn Gorillas sind Vegetarier.
Essen suchen Gorillas zusammen mit ihrer Familie. Gemeinsam passen sie auch aufeinander auf, lausen sich gegenseitig das Fell oder sitzen einfach nur so beieinander und kuscheln.
Chef und Papa der Gorillafamilie ist häufig ein „Silberrücken“. So heißt er, weil Gorillamännchen zwischen 12 und 18 Jahren – wenn sie ausgewachsen sind – silbergraue Haare auf dem Rücken bekommen.
In vielen Gorillafamilien gibt es nur einen Silberrücken. Es gibt aber auch Familien mit mehreren erwachsenen Männchen. Dann ist einer davon der Chef.
Der Silberrücken bestimmt, wo es lang geht, wann gefressen und wann geruht wird. Und er verteidigt die Familie gegen Raubtiere und Eindringlinge in ihr Revier. Dann stellt er sich auf, brüllt lauf und trommelt auf seine Brust. Das soll dem Gegner zeigen: Ich bin viel stärker als du.
Wenn Gorillamänner selbst Boss werden wollen, verlassen sie ihre Gruppe und bilden eine neue. Manche Männchen bilden auch Männer-Gruppen oder bleiben alleine.
Mahlzeit
Gorillas fressen meist den halben Tag lang Blätter und Früchte, außerdem Bambus- sprossen, Kräuter und Rinde – und manchmal ein paar Insekten oder Termiten. Ungefähr bis zu 20 Kilogramm täglich, denn ihre Nahrung hat nicht so viele Kalorien. Deshalb müssen sie mehr futtern als wir. Wie schwer sie wohl sind?
Bist du so schwer wie ein männlicher Gorilla?
Gorillakinder sind ähnlich klein wie Menschenkinder und sogar noch etwas leichter
Eine Schwangerschaft dauert bei den Gorillas fast genauso lang wie bei uns Menschen: 8,5 Monate. Das Kleine wiegt bei der Geburt gerade mal zwei Kilogramm.
Das Gorillababy bleibt bis zu seinem fünften Geburtstag bei seiner Mutter. Bis dahin wird es von ihr gesäugt, gestreichelt und gepflegt – denn es ist genauso hilflos wie ein Menschenbaby.
Auf dem Weg durch den Wald reitet das Gorillajunge dann bei Mama auf dem Rücken oder hängt an ihrem Bauch. Mit Händen und Füßen kann es sich im Fell seiner Mutter festhalten.
Die Jungtiere lernen von ihrer Familie, wie man Essen findet, Schlafnester baut, selber auf Babys aufpasst und mit Artgenossen umgeht.
Meistens bekommt eine Gorillamutter mit etwa 10 Jahren ihr erstes Baby und dann alle drei bis sechs Jahre ein weiteres.
Gorillas können in der freien Wildbahn etwa 40 Jahre alt werden, in Zoos sogar bis zu 60 Jahre.
Gorillakinder - einfach zum Liebhaben
Gorilla-Zwillinge in Dzanga-Sangha
Doppeltes Glück: Im Januar 2016 wurden zum ersten Mal in unserer Gorilla-Gruppe im Schutzgebiet Dzanga-Sangha Zwillinge geboren. Nach einer WWF-Abstimmung im Internet wurden sie Inganda und Inguka genannt. Jetzt sind die beiden Kinder von Mutter Malui und Vater Makumba vier Jahre alt und es geht ihnen gut. Im Video siehst du entweder Inganda oder Inguka.
Dass die Babys so früh danach in der Wildnis beobachtet werden konnten, haben wir dem Volk der BaAka zu verdanken. Mit ihrer Hilfe haben wir über Jahre die Gorillagruppe von Malui und Silberrücken Makumba an Menschen in ihrer Nähe gewöhnt.
So können auch Touristen die Gorillafamilie vorsichtig beobachten. Deshalb ließen sie sich so bereitwillig filmen und fotografieren.
Seit der Geburt der Zwillinge bleibt die Gruppe immer dicht zusammen und die stolzen Eltern zeigen einen starken Beschützerinstinkt. Vor allem Mutter Malui ist sehr fürsorglich. Stets achtet sie darauf, dass keines ihrer Kinder sich zu weit von ihr entfernt.
Papa Makumba passt immer auf seine Familie auf.
Gorillas beobachten
Im WWF-Projektgebiet Dzanga-Sangha ist seit 2004 die Begegnung mit Gorillas die Hauptattraktion für Touristen. Der WWF hat dort zum ersten Mal erfolgreich Westliche Flachland-Gorillas an Menschen gewöhnt.
Menschen vom Volk der BaAka, die in Dzanga-Sangha zuhause sind, führen Touristen durch den Regenwald. Sie können die Spuren der Gorillas lesen und erkennen zum Beispiel ihr Nest.
Das ist sanfter Tourismus, der sich für Tiere und Menschen des Regenwaldes lohnt: Für einen Besuch bei den Gorillas bezahlen Touristen. Von dem Geld fließt dann ein Teil in Schutzmaßnahmen für die Tiere, ein anderer kommt der einheimischen Bevölkerung zugute. Es lohnt sich also für die Menschen vor Ort, die Gorillas zu schützen.
Schon gewusst?
Durst kennen Gorillas wahrscheinlich nicht. Das allermeiste Wasser nehmen sie über ihre Pflanzennahrung zu sich. Wasser trinken müssen sie kaum.
Welche Gorillas gibt es?
Bauplan der Natur
Eine Beule auf dem Kopf: Oben auf dem Kopf sitzt bei männlichen Gorillas der sogenannte Scheitelkamm.Er ist knöchern und Ansatzpunkt für die kräftige Kiefermuskulatur.
Auf großem Fuß: An den kurzen, breiten Händen und Füßen sitzen je fünf Finger oder Zehen. Die großen Zehen sind so beweglich wie unser Daumen. So können die Gorillas auch mit ihren Füßen gut greifen.
Auf allen Vieren: Gorillas bewegen sich im Knöchelgang vorwärts. Das funktioniert recht gut, weil ihre Arme länger sind als die Beine. Dabei treten sie mit den hinteren Fußsohlen auf. Vorne werden die Finger zu einer offenen Faust gekrümmt. Nur auf den Hinterbeinen laufen sie selten, zum Beispiel, wenn sie einen Fluss durchqueren müssen.
Scharfe Zähne: Gorillamännchen haben lange, spitze Eckzähne und kräftige Backenzähne. Damit können sie sogar Nüsse knacken.
Die Augen sind zwar ziemlich klein, trotzdem können Gorillas ungefähr so gut sehen wie du. Über den Augen sitzen dicke Überaugenwülste.
Schon gewusst?
Keine Gorillanase ist wie die andere. Einzelne Tiere können an ihrem Nasenabdruck erkannt werden. Wie wir Menschen am Fingerabdruck.
Warum Gorillas bedroht sind
Die Internationale Rote Liste sagt: Beide Gorilla-Arten sind "vom Aussterben bedroht". Warum ist das so?
Mehr über die Rote Liste und die verschiedenen Gefährdungsstufen erfährst du hier.
Das sind die Hauptgründe
Ihr Lebensraum wird weniger: Wälder werden gerodet, abgebrannt oder durch Straßen der Holzfirmen in kleine Teile zerstückelt. Wo Bodenschätze abgebaut oder Felder für die Landwirtschaft angelegt werden, verschwindet der Wald ebenfalls.
Gorillas werden gewildert: Obwohl es verboten ist, Gorillas zu töten, jagen Menschen sie, um sie zu essen oder zu verkaufen.
Sie treten in Fallen: Schlingen oder Fallen, die Wilderer für andere Tiere auslegen, sind auch für Gorillas gefährlich.
Sie werden krank: Gorillas können sich bei kranken Menschen anstecken, die zum Beispiel eine Erkältung oder Masern haben. Bei vielen Krankheiten stecken sie sich gegenseitig an und erkranken manchmal so stark, dass sie daran sterben.
Was hat das Coronavirus mit Tieren und der Natur zu tun?
Und warum können sich gefährliche Viren schneller verbreiten?
So hilft der WWF
In Dzanga-Sangha gibt es kaum Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Deshalb ist es für viele Menschen schwer, ihre Familie zu versorgen. Einige von ihnen gehen Arbeiten nach, die der Natur und den Tieren schaden, mit denen sie aber etwas verdienen können. Um das zu ändern, setzt sich der WWF für einen nachhaltigen Tourismus ein.
Nachhaltiger Tourismus heißt, die Tiere werden nicht gefährdet oder gestört und die Einnahmen kommen dem Naturschutz und den Menschen im Wald zugute. Dafür gewöhnen wir seit vielen Jahren bestimmte Gorillagruppen ganz sanft an die Anwesenheit von Menschen. Denn wenn die Gorillas Menschen in ihrer Nähe akzeptieren, lassen sie sich auch gut beobachten.
Wir kümmern uns außerdem darum, dass große Schutzgebiete eingerichtet werden. Wir unterstützen die Ausbildung vieler Wildhüter und Wildhüterinnen und bezahlen einen Teil ihrer Ausrüstung, damit sie auf den Regenwald und die Gorillas aufpassen. Einer ihrer wichtigsten Jobs: Wildererfallen suchen und einsammeln.
Wir möchten auch erreichen, dass Holzfirmen strikte Regeln für eine naturfreundliche Nutzung des Waldes befolgen, um den Lebensraum der Gorillas nicht zu zerstören.
Wir lassen außerdem extra Bäume pflanzen, aus denen Holzkohle gewonnen wird. So werden im Virunga-Nationalpark, wo Berggorillas leben, für Brennholz weniger Urwälder abgeholzt.
Dort will der WWF auch verhindern, dass nach Erdöl gebohrt wird.