Rote Liste der bedrohten Tiere und Pflanzen

Wenn Tierarten und Pflanzenarten auf der Welt selten geworden sind, kommen sie auf die Rote Liste der gefährdeten Arten. Wie viele sind es aktuell? Sind alle Arten gleich bedroht? Und wie viele Arten gibt es überhaupt? Die Antworten findest du hier.

Wie viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht?

© naturepl.com / Andy Rouse / WWF

Im Dezember 2023 hat die Weltnaturschutzunion IUCN eine neue aktuelle Rote Liste herausgegeben.

Dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 157.190 Tier- und Pflanzenarten untersucht. Davon sind mehr als 44.000 Arten bedroht, fanden sie heraus. Das sind mehr als jemals zuvor. Dabei hängt unser ganzes Leben von der Natur und ihrer Artenvielfalt ab.

"Man muss sich die Natur wie einen Turm aus Bauklötzen vorstellen – jeder Stein ist eine Tier- oder Pflanzenart. Nur wenn dieser Turm des Lebens stehen bleibt, können wir Menschen gesund und sicher leben. Aber je mehr Steine aus dem Turm herausgeschlagen werden, sprich je mehr Arten aussterben, umso instabiler wird er. Die neue Rote Liste zeigt, wie sehr der Turm des Lebens wackelt. Nur wenn wir die Natur besser schützen, können wir verhindern, dass dieser Turm zusammenbricht."

Sagt WWF-Artenschutz-Expertin Anne

Was ist die Rote Liste?

Die Rote Liste zeigt, welche Tier- und Pflanzenarten bedroht sind – und wie stark sie bedroht sind.

Welche Roten Listen gibt es?

Die Rote Liste für die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen Welt wird von der Weltnaturschutzunion (IUCN) herausgegeben.

Außerdem gibt es eine Rote Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten nur in Deutschland, die führt das Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Auch jedes Bundesland wie Bayern oder Niedersachsen hat eine eigene Rote Liste.

Wie entsteht eine Rote Liste?

Viele Fachmenschen sowie freiwillige Helferinnen und Helfer zählen oder schätzen regelmäßig die Bestände von Tierarten und Pflanzenarten und schreiben ihre Ergebnisse in Listen auf. Die vergleichen sie dann mit den alten Listen. Dann sehen sie, ob es mehr oder weniger Tiere oder Pflanzen einer Art gibt.

© WWF

Wozu wird die Rote Liste verwendet?

Sie zeigt uns, für welche Tierarten oder Pflanzenarten wir uns besonders anstrengen müssen, damit sie nicht aussterben.
© naturepl.com / Mark Carwardine / WWF

Die Rote Liste macht auch Politikerinnen und Politikern klar, welche Tierarten und Pflanzenarten sie künftig besser durch das Gesetz schützen müssen. Gesetzlich geschützte Pflanzen dürfen dann zum Beispiel nicht mehr gepflückt werden. Und wo gefährdete Tiere leben, darf nicht mehr so einfach eine Straße gebaut werden.

Warum sind Arten überhaupt bedroht?

Viele Arten werden gewildert und verlieren ihren Lebensraum, weil Wälder gerodet und Straßen oder Siedlungen gebaut werden – so wie Elefanten in Afrika. Andere wie Insekten oder Vögel werden durch giftige Pflanzenschutzmittel auf Feldern verdrängt. Wieder andere kommen mit dem Klimawandel nicht klar, wie zum Beispiel manche Bäume.
© WWF

Sind alle Arten gleich bedroht?

Nein, es gibt Unterschiede. Manche Arten sind nur leicht gefährdet, andere sind vom Aussterben bedroht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Bedrohung einer Art deshalb in verschiedene Stufen eingeteilt.

Dafür untersuchen sie zum Beispiel die Größe des Bestandes einer Art, wie gut und schnell sich die Tiere oder Pflanzen vermehren können, wie sie verbreitet sind (in vielen Gebieten oder nur noch in wenigen kleinen "Inseln") und wie rasch der Bestand schrumpft.

Wie gefährdet jede untersuchte Art ist, steht dann in der Roten Liste. Die wird regelmäßig überprüft und erneuert.

Das bedeuten die Gefährdungsstufen:

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Hier zeigen wir dir einige besonders bedrohte Arten

© J. Caramanus / WWF

Die Grüne Meeresschildkröte (auch im Bild ganz oben) ist besonders im zentralen Südpazifik vom Aussterben bedroht und im Ostpazifik gefährdet. Das liegt vor allem an der Erderhitzung, denn bei hohen Temperaturen schlüpfen weniger Babyschildkröten. Außerdem werden mehr Nester an flachen Stränden überflutet, wenn der Meeresspiegel ansteigt. Hinzu kommt, dass Meresschildkröten als ungewollter Beifang in den Netzen von Fischereischiffen landen.

© WWF

Der wandernde Monarchfalter wurde als stark gefährdet eingestuft. Die Wanderung der orangenen Schmetterlinge von Nordamerika nach Mexiko und Kalifornien im Süden ist in Gefahr: Vor allem der westliche Bestand steht vor dem Aus. Von geschätzten 10 Millionen Schmetterlingen dort in den 1980er Jahren gibt es heute nur noch um die 1.900. Zuviel Giftstoffe in der industriellen Landwirtschaft und der Klimawandel sind wohl die Hauptgründe für das Verschwinden der Falter.

© Wrangel / iStock / GettyImages

Süßwasserfische wie dieser Stör machen mehr als die Hälfte der weltweit bekannten Fischarten aus. Von den 14.898 untersuchten Arten sind jedoch 3.086 Arten vom Aussterben bedroht, das ist fast ein Viertel aller Süßwasserfischarten. Dafür gibt es leider viele Gründe: Die Erderhitzung sorgt immer öfter für sinkende Wasserstände in Flüssen oder Seen. Zugleich steigt der Meeresspiegel durch die Gletscherschmelze, deshalb dringt mehr Salzwasser in die Meeresmündungen von Flüssen. Weitere Bedrohungen sind vor allem die Umweltverschmutzung und der Bau von Dämmen. Solche Stauwerke verhindern, dass Wanderfische wie der Atlantische Lachs zu ihren Laich- und Futterplätzen kommen. Weitere Bedrohungen sind zu hohe Wasserentnahmen, Überfischung und Krankheiten.

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Der Waldelefant (Bild oben) ist „vom Aussterben bedroht“. Seine Bestände sind in rund 30 Jahren um mehr als vier Fünftel zurückgegangen. Der Afrikanische Savannenelefant gilt als „stark gefährdet“. Seine Bestände schrumpften um drei Fünftel in 50 Jahren. Viele der Dickhäuter wurden Opfer der Wilderei.

© Ola Jennersten / WWF Schweden

Schlechter geht es auch dem Komodowaran. Die Art wird nun als „stark gefährdet“ bewertet. Mit einer Körperlänge von maximal drei Metern und einem Gewicht von mehr als 70 Kilogramm ist er eine der größten Echsen der Erde.

© Wildlife Pictures / Jêrome Mallefet / WWF
© GOLFX / iStock Getty Images Plus

Von fast 1.200 Hai- und Rochenarten sind ein Drittel vom Aussterben bedroht – zum Beispiel der Weiße Hai und der Geigenrochen. Vor rund 10 Jahren war es erst ein Viertel aller Hai- und Rochenarten.

Überfischung ist der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände, aber auch zerstörte Lebensräume und die Klimakrise machen den Fischen zu schaffen. Haie und Rochen leben schon seit 450 Millionen Jahren auf der Erde.

© WWF

Von 107 Lemurenarten sind 103 bedroht, darunter das Aye-Aye (Bild oben) – weil sie gejagt und ihre Wälder für Landwirtschaft gerodet werden. Die meisten Lemurenarten leben auf der Insel Madagaskar.

© GettyImages

Bei uns in Deutschland und der EU sind die Feldhamster streng geschützt. Doch die kleinen Nager bekommen immer weniger Nachwuchs. Das liegt vermutlich an der industriellen Landwirtschaft mit den großen Maschinen und dem vielen Dünger, vielleicht aber auch an zu viel Nachtlicht in dicht besiedelten Gebieten.

Jede neue Rote Liste zeigt: Wir müssen das Artensterben stoppen

© WWF

Eine intakte Natur ist auch ganz wichtig für uns Menschen. Deshalb fordert der WWF alle Staaten der Welt auf, bis zum Jahr 2030 unsere biologische Vielfalt so zu schützen, dass keine Arten mehr aussterben. Zugleich muss rund ein Drittel der Erde, die wichtigsten Lebensräume der meisten Arten, unter Schutz gestellt werden.

Manchmal gibt es auch gute Nachrichten

So waren 2023 neben Verlierern auch einige Gewinner unter den untersuchten Arten:

1 Wieder mehr Breitmaulnashörner

© Martin Harvey / WWF

2 Mehr Wisente im Kaukasus ausgewildert

© Emil Khalilov / WWF

3 Saiga-Antilopen deutlich vermehrt

© istock / GettyImages

4 Mehr Schneeleoparden in Bhutan

© Sascha Fonseca / WWF UK

5 Mehr Tiger in Bhutan und Indien

© Dipankar Ghose / WWF Indien

6 Zahl der Sarus-Kraniche in Nepal verdoppelt

© Martin Harvey / WWF

7 Jagd auf Fischotter in Bayern gestoppt

© Ralph Frank
Mehr zu den Gewinnern und Verlierern 2023

Wie viele Arten gibt es?

157.190 Tier- und Pflanzenarten wurden für die aktuelle Rote Liste untersucht. Doch es gibt sehr viel mehr auf der Erde: Rund zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten sind bereits wissenschaftlich beschrieben. Wahrscheinlich gibt es sogar noch viele weitere Arten, die noch nicht entdeckt sind. Vermutlich sind es meist kleine wie Insekten. Doch die können auch ganz schön wichtig sein – wie die Bienen.

Das bedeutet: Von den allermeisten Arten auf der Welt wissen wir gar nicht, ob und wie sie bedroht sind. Was wir wissen: Von den bereits bekannten Arten sind immer mehr gefährdet. Eine ganze Menge sind bereits ausgestorben, so wie der berühmte Tasmanische Wolf (im Bild).

© WWF / Helmut Diller

Deshalb versuchen Naturschützerinnen und Naturschützer wie vom WWF mit ihrer Arbeit, möglichst viele Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Dabei hilft ihnen die Rote Liste der gefährdeten Arten.

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