Gewinner und Verlierer 2024
Für viele Tierarten nehmen die Bedrohungen weiter zu, so dass ihre Bestände schrumpfen. Doch es gibt auch Gutes aus dem vergangenen Jahr zu berichten: Einige Arten haben sich erholt, weil Naturschützerinnen und Naturschützer ihnen geholfen haben.
Gewinner 2024
Auch wenn weltweit viele Tierarten bedroht sind: Immer wieder gibt es Hoffnung, weil Menschen durch ihre Naturschutzarbeit vielen Arten helfen, zu überleben. „Wenn wir wirkungsvolle Naturschutzmaßnahmen umsetzen, können wir Pflanzen, Tiere und schließlich auch das Klima schützen“, betont Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland. Unsere Gewinner des Jahres sind beste Beispiele dafür, dass sich jede Anstrengung lohnt.
1 Luchse: Nachdem der Iberische Luchs (im Bild) 2001 am Rand des Aussterbens stand, gibt es heute mehr als 2.000 Exemplare in Spanien und Portugal. Dank intensiver Schutzmaßnahmen konnte die Art in der Roten Liste von „Stark gefährdet“ auf „Gefährdet“ herabgestuft werden. Auch in Deutschland geht es für den Eurasischen Luchs aufwärts. Durch Auswilderungsprojekte in Baden-Württemberg und Thüringen wächst die Population wieder. Nicht so gut steht es allerdings noch um die Luchspopulationen in Österreich und der Schweiz. Mehr über Luchse liest du hier.
2 Meeresschildkröten: Die Population der Unechten Karettschildkröte erholt sich im Mittelmeer. Dank Schutzmaßnahmen wie der Reduzierung von Beifang und dem Erhalt von Niststränden können dort immer mehr Schildkröten überleben und sich fortpflanzen. Auf der griechischen Insel Zakynthos wurde 2024 ein Rekord von über 1.200 Nestern am WWF-geschützten Sekania-Strand gemeldet. Trotz Klimakrise und Plastikmüllverschmutzung zeigt dieser Erfolg, wie gezielte Maßnahmen lokale Bestände stärken können. Mehr über Meeresschildkröten findest du hier.
3 Seeadler: Der größte europäische Greifvogel war einst in vielen Ländern Europas verbreitet. Doch schon um 1900 hatte ihn der Mensch fast vollständig ausgerottet. Heute leben in Deutschland wieder über 1000 Brutpaare – auch, weil sich der WWF schon früh für seinen Schutz eingesetzt hat. Bereits 1968 rief der WWF Deutschland das „Projekt Seeadlerschutz“ in Schleswig-Holstein ins Leben. Von Deutschland aus kehrt der Vogel derzeit auch in viele Nachbarländer wie Dänemark oder die Niederlande zurück. Auch in Österreich sieht es wieder besser für den Seeadler aus.
4 Siam-Krokodile: Im Sommer 2024 haben Ranger in einem Schutzgebiet Kambodschas mehr als 100 Eier der vom Aussterben bedrohten Krokodilart entdeckt, aus denen wenig später rund 60 Kroko-Babys schlüpften. Es handele sich um den größten Eierfund der Art in freier Wildbahn seit zwei Jahrzehnten. Geschätzt gibt es weltweit nur noch etwa 1000 wildlebende Exemplare, davon 300 in Kambodscha. Der Bestand der Siam-Krokodile ist vor allem durch Wilderei und den Verlust ihres natürlichen Lebensraums immer weiter geschrumpft.
5 Blauflossen-Thunfische: In der Nordsee tauchen wieder vermehrt Blauflossen-Thunfische auf. Durch Überfischung waren sie lange Zeit verschwunden. Strenge Fangverbote und die Bekämpfung illegaler Fischerei sorgen dafür, dass die Population der Tiere, die im Nordostatlantik wandert und im Mittelmeer laicht, wieder auf einen stabilen Bestand anwachsen konnte. Auch Giganten mit über 300 Kilogramm und knapp drei Meter Länge wurden inzwischen bei uns gesichtet.
6 Tiger: Eine 2024 gestartete Wiederansiedlung soll die Großkatzen nach Kasachstan zurückbringen. Dort sind sie seit über 70 Jahren ausgestorben. Positive Nachrichten auch aus Südostasien: Kamerafallenbilder in Nordmyanmar sind der erste Nachweis in der Region seit 2018. In Thailand sind die wildlebenden Bestände nach offizieller Zählung auf 179 bis 223 Tiere angestiegen, zuletzt waren es nur 148 bis 189 Exemplare. Mehr über Tiger liest du hier.
Verlierer 2024
Auch im Jahr 2023 gab es leider viel mehr Verlierer als Gewinner. Auf der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN stehen aktuell rund 46.300 bedrohte Tier-, Pflanzen- und Pilz-Arten. Hier einige Beispiele:
1 Banteng: Das südostasiatische Dschungel-Rind wird in der internationalen Roten Liste aktuell als „vom Aussterben bedroht” eingestuft. Der weltweite Bestand schrumpfte in den vergangenen 20 Jahren um mehr als vier Fünftel. Grund dafür sind vor allem illegale Jagd und Lebensraumverlust. Aktuell wird die Population auf nur noch etwa 3.300 Tiere geschätzt. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Version der Roten Liste aber auch, dass Schutzmaßnahmen Wirkung zeigen. So konnte sich die Population des Banteng in Thailand erholen – auch durch jahrzehntelange Schutzbemühungen des WWF.
2 Brillenpinguine: Wie rasant eine Tierart an den Abgrund des Aussterbens geraten kann, zeigen die Brillenpinguine. Die afrikanische Pinguinart wird seit diesem Jahr als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Während es vor knapp 70 Jahren noch 141.000 Brutpaare gab, werden jetzt nur noch etwa 9.900 Paare gezählt. Hauptproblem ist wahrscheinlich fehlende Nahrung aufgrund großer Fischerei und klimabedingter Verschiebungen der Fischbestände. Ölverschmutzung, Unterwasserlärm und die Vogelgrippe verschärfen die Lage zusätzlich. Mehr über Pinguine liest du hier.
3 Igel: Die Zahl der Westeuropäischen Igel, auch Braunbrustigel genannt, geht stark zurück. Insbesondere die Zerstörung ländlicher Lebensräume durch Intensivierung der Landwirtschaft, mehr Straßen und wachsende Städte sowie tödliche Unfälle führen zu einem beständigen Rückgang. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist die Anzahl in ausgewählten Ländern nach Schätzungen um etwa ein Sechstel bis etwa ein Drittel zurückgegangen. In Bayern ist es sogar ein Rückgang um die Hälfte. Gesicherte Angaben über die Gesamtzahl der Igel gibt es derzeit allerdings nicht. Mehr über Igel erfährst du hier.
4 Korallen: In den Korallenriffen der Erde passierte 2024 Schlimmes. Die Klimakrise führt zu Rekordtemperaturen im Wasser, durch die in den tropischen Meeren der ganzen Welt die Korallenriffe bleichen. Hält dieser Zustand länger an, drohen große Teile dieser ikonischen Lebensräume abzusterben. Das betrifft auch das australische Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt. Laut Roter Liste sind 44 Prozent aller Riffkorallenarten akut bedroht. Mehr über Korallen liest du hier.
5 Borneo-Elefanten: Von der kleinsten Unterart des Asiatischen Elefanten leben nur noch rund tausend Tiere in freier Wildbahn. Der auf der südostasiatischen Insel Borneo lebende Zwergelefant wurde 2024 in die Rote Liste der IUCN als „stark gefährdet“ aufgenommen. Die Population ist in den vergangenen 75 Jahren aufgrund der intensiven Abholzung der Wälder Borneos zurückgegangen. Abholzung zerstört den Großteil des Lebensraums der Elefanten. Mehr über Asiatische Elefanten erfährst du hier.
6 Wölfe: Der Europarat hat im Dezember den Schutzstatus des Wolfs in Europa herabgestuft. Er folgte damit ohne wissenschaftliche Grundlage einem Antrag der EU-Staaten. In Deutschland leben derzeit rund 200 Wolfsrudel. Die Art ist damit weiterhin auch in Deutschland noch nicht gesichert. Für „Problemwölfe“, die trotz hoher Zäune Nutztiere reißen, gibt es bereits rechtliche Regelungen zum Abschuss. Das wirksamste Mittel, Nutztierrisse zu verhindern, bleibt jedoch ein effektiver Herdenschutz mit geeigneten Zäunen und Herdenschutzhunden. Mehr über Wölfe erfährst du hier.