Wölfe
Einst waren sie in Deutschland ausgerottet. Doch seit Wölfe bei uns geschützt sind, kommen Tiere aus Osteuropa und siedeln sich hier wieder an. Aktuell leben 161 Rudel bei uns – ein toller Erfolg für die Natur.
Von der Kamerafalle gefilmt: Wölfe im WWF-Gebiet des Barsdorfer Forsts
Ein Bösewicht, der Rotkäppchen und seine Großmutter verspeist – so kennen viele von uns den Wolf aus Grimms Märchen. Aber so ist der Wolf nicht in Wirklichkeit!
Früher war der Wolf das am weitesten verbreitete Raubtier der Erde. Zu seiner Beute gehören Rehe, Wildschweine und kleinere Tiere. Manchmal fressen Wölfe auch Nutztiere, wenn diese nicht gut geschützt und dadurch leicht zu erbeuten sind. Das hat vermutlich dazu geführt, dass der Wolf oft als „böse“ angesehen wurde – und solche Märchen wie Rotkäppchen entstanden. So wurde der Wolf verfolgt, bis in Deutschland 1904 das letzte wildlebende Tier erschossen wurde.
Die Rückkehr der Wölfe
Nachdem sie bei uns seit 1990 unter Schutz gestellt wurden, konnten Wölfe wieder aus Osteuropa einwandern. In der ostdeutschen Lausitz siedelten sich im Jahr 2000 auf einem Übungsgelände der Bundeswehr zwei Wölfe an und gründeten das erste deutsche Rudel seit rund 90 Jahren. Denn dort ist es meist menschenleer und es gibt genügend Beutetiere.
Schon gewusst?
Bei Wölfen wird die Großfamilie "Rudel" genannt. Meist besteht ein Rudel in der Wildnis aus einem Elternpaar, den Jungtieren der letzten zwei Jahre und den Jüngsten, den Welpen. Die Jungwölfe helfen bei der Aufzucht der Welpen. Sie verlassen das Rudel, wenn sie geschlechtsreif sind, meist mit zwei Jahren.
Die gute Nachricht: Im letzten Jahr wurden in Deutschland 161 Wolfsrudel gezählt, dazu 43 Paare und 21 Einzeltiere (Stand 25. November 2022). Besonders erfreulich: Es wurden 550 Welpen geboren, das ist die zweithöchste Zahl seit mindestens 100 Jahren. Die meisten Wölfe in Deutschland leben im Norden und Osten.
Können Mensch und Wolf zusammenleben?
Ja! Das sagen Biologinnen und Biologen, die sich mit Wölfen näher beschäftigt haben. Um Menschen machen sie meist einen großen Bogen. Wölfe werden also auch Spaziergängern und Pilzsucherinnen nicht gefährlich.
Was tun, wenn du einen Wolf triffst?
Einem Wolf zu begegnen passiert äußerst selten. Wenn es doch mal vorkommt, versuche gelassen zu bleiben.
Hier unsere Tipps:
- Halte Abstand und beobachte das Tier ruhig. Lass ihm Raum, damit es sich zurückziehen kann. Wenn du radelst, bleib stehen.
- Wenn sich dir ein Wolf nähert, mach dich groß. Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben. Zieh dich dabei langsam rückwärts zurück.
- Wenn du einen Hund dabei hast, halte ihn an der Leine.
- Füttere bitte auf keinen Fall das Tier und lasse auch keine Essensreste liegen. Das führt nämlich dazu, dass sich Wölfe an Menschen und Siedlungen gewöhnen.
- Melde deine Beobachtung. Den Link zu den zuständigen Ansprechpersonen findest du auf dieser Seite hier ganz unten.
Wie aber lassen sich Herden von Schafen oder Ziegen schützen?
Mit Herdenschutzhunden, die auf die Herden aufpassen, und mit Elektrozäunen. Erwischt ein Wolf doch einmal ein Tier, bekommen die Besitzerinnen und Besitzer Geld von dem Bundesland, in dem sie wohnen.
Was der WWF tut
Wir vom WWF informieren die Bewohnerinnen und Bewohner von Wolfsgebieten, wie sie mit den Wölfen gut zusammenleben können. Wir helfen ihnen beispielsweise, ihre Nutztiere mit Herdenschutzhunden und speziellen Zäunen zu schützen – damit die Menschen keine Angst vor Wölfen haben und stattdessen mithelfen, diese tollen Tiere in ihrer Gegend zu schützen. Denn wo Wölfe genug Wildtiere finden, ist die Natur noch in Ordnung.
Wir sind auch regelmäßig den Wölfen auf der Spur, um mehr über sie zu erfahren. Wie viele es gibt, wohin sie ziehen, wie sie leben und ob sie sich vermehren. Das ist wichtig, um sie besser schützen zu können.
Der WWF Deutschland berät außerdem die Bundesländer zum Wolf, bietet Tierhalterinnen und Tierhaltern an, sich auch einmal in anderen Ländern über den Herdenschutz vor Wölfen zu informieren. Der WWF setzt sich außerdem gegen Wilderei ein und versucht auch anderswo, Wildnisregionen für Wölfe zu schaffen und zu erhalten.
Familienbande
Das Rudel ist für Wölfe sehr wichtig, denn ein erwachsenes Tier braucht mindestens drei Kilogramm Fleisch am Tag. Dafür müsste es zum Beispiel rund 30 Rehe im Jahr jagen! Das ist ganz schön anstrengend. Am besten geingt das gemeinsam im Rudel.
Wölfe jagen bei uns Hirsche, Rehe und Wildschweine. Sie fressen aber auch Hasen oder Wühlmäuse – und in Notzeiten auch Aas oder Früchte.
Jede Wolfsfamilie jagt in ihrem Revier. Das kann unterschiedlich groß sein – je nachdem, wie viele Beutetiere es gibt. Bei uns umfasst ihr Revier etwa 250 Quadratkilometer, das ist etwa so groß wie die Stadt Frankfurt am Main. In der Arktis hingegen streifen Wölfe bis zu 1.000 Quadratkilometer umher, um Nahrung zu finden – das ist eine Fläche größer als Berlin.
Auf die Plätze, heulen – los!
Schon die jüngsten Wölfe heulen. Meist, wenn sie auf Futter warten, während die Eltern auf der Jagd sind. Große Wölfe heulen meist vor der Jagd – aaaaahuuuuu! Das stärkt das Wir-Gefühl. Wölfe heulen aber auch, um Wölfen in den Nachbarrevieren zu sagen: Das ist unser Revier, bleibt ja fern von hier.
Wölfe jagen nachts. Ihren scharfen Augen entgeht kaum ein Beutetier. Sie schleichen sich an ein Wildschwein oder einen Hirsch an und warten eine günstige Gelegenheit ab, um anzugreifen.
Dann rennen sie plötzlich los und hetzen ihre Beute bis zu 50 Stundenkilometer schnell. Das ist schneller, als Spitzenläuferinnen rennen können. Das halten Wölfe aber nur eine kurze Strecke lang durch. Deshalb erwischen sie vor allem schwache oder kranke Beutetiere, die nicht mehr so schnell fliehen können.
Auf diese Weise überleben nur die gesunden und starken Hirsche, Rehe oder Wildschweine. Außerdem spüren diese Pflanzenfresser die Anwesenheit der Wölfe und ziehen daher öfters im Wald umher. Dadurch fressen sie den Wald nicht an einer Stelle kahl und er kann gleichmäßiger nachwachsen. Deshalb sind Wölfe wichtig für natürliche Wälder.
Gut umsorgte Kinder
Wolfsjunge kommen in einer Höhle zur Welt. Bei der Geburt sind sie noch blind und wiegen nur 300 bis 500 Gramm. Erst nach 11 bis 15 Tagen können sie sehen. Sie bleiben mit ihrer Mutter in den ersten Wochen in der Höhle, während Vater und ältere Geschwister auf die Jagd gehen. Sie fressen sich voll und würgen die vorverdaute Nahrung für die Welpen dann in der Höhle wieder aus.
Schon nach den ersten Gehversuchen spielen die Jungen kleine Kämpfchen miteinander – immer unter Kontrolle von Wolfsmutter und Wolfsvater. Vater und Mutter Wolf sind geduldig, wenn die Kleinen sie zwicken oder ständig an und auf ihnen herumtollen.
Schon gewusst?
In Wolfsgehegen und Zoos ist es anders: Dort leben oft Wölfe aus unterschiedlichen Familien zusammen. Da ist der Stärkste unter ihnen der Boss, das so genannte Alphatier.
Steckbrief Wolf
Vom Wolf gibt es in Nordamerika über Europa und Arabien bis Ostrussland je nach Zählweise bis zu 32 Unterarten. Sie kommen in ganz verschiedenen Lebensräumen gut zurecht – in der arktischen Tundra genauso wie in heißen Wüsten. Bei uns lebt der Eurasische Wolf, oft auch Europäischer Grauwolf genannt.
Zwei andere Unterarten des Wolfs sind der Timberwolf in Nordamerika und der Polarwolf in der Arktis
5 spannende Infos zu Wölfen:
- Wie viele Wölfe gibt es? In Deutschland 1.000 bis 1.400 Tiere, in Europa bis zu 14.000 Wölfe und weltweit ungefähr 170.000 Tiere.
- Welche Farbe hat ihr Fell? In Europa sind Wölfe alle graubraun, in Nordamerika auch schwarz und im hohen Norden völlig weiß.
- Wie groß wird ein Wolf? Ein Meter bis 1,60 Meter von Kopf bis Schwanzende, Schulterhöhe 60 bis 90 Zentimeter. Am größten ist der Wolf in der Arktis, am kleinsten in den heißen Wüsten. Die europäischen Wölfe liegen etwa in der Mitte: Sie sind ungefähr so groß wie ein Schäferhund.
- Wie schwer wird ein Wolf? In Europa 28 bis 40 Kilogramm, in Alaska bis zu 80 Kilogramm. Wölfe in Saudi-Arabien werden nur 15 Kilogramm leicht.
- Super-Fähigkeiten: Wölfe können kilometerweit hören und riechen.