Greifvögel – die Luftakrobaten
Auf breiten Schwingen am Himmel kreisen, mit Adleraugen Beutetiere erspähen und in Sturzflügen hinabsausen und zupacken: Greifvögel sind faszinierende Tiere. 13 Arten brüten auch bei uns. Einige von ihnen stellen wir dir vor.
Wer fliegt denn da?
Seeadler
Seeadler bauen die größten Nester. Am liebsten nisten sie hoch oben in alten Bäumen, wo sie ungestört brüten und ihren Nachwuchs aufziehen können. Das Nest ist bis zu zwei Meter breit und bis zu 600 Kilogramm schwer. So viel wiegt auch ungefähr eine Kuh.
Schon gewusst?
Das Nest eines Greifvogels wird auch Horst genannt. Die meisten Arten errichten ihr Nest hoch oben in einem Baum. Einige bauen ihr Nest an Felswänden oder auf dem Boden.
Welche Greifvögel leben noch bei uns?
Mäusebussarde sind die häufigsten Greifvögel Deutschlands. Sie können sehr unterschiedlich gefärbt sein. Einige sind fast weiß, andere dunkelbraun. Typisch Mäusebussard: ihr Ruf klingt ein bisschen wie das Miauen einer Katze. Ihre Flügelspannweite reicht bis 1,25 Meter.
Habichte jagen in dichten Wäldern oder auch zwischen Gebäuden nach Beutetieren und sind dabei sehr geschickt. Gelegentlich erbeuten sie auch Tiere, die größer sind als sie selbst, zum Beispiel Fasane. Typisch: Altvögel haben ein hell-dunkel gestreiftes Brustgefieder, bei Jungvögeln hat es ein tropfenförmiges Muster. Ihre Flügelspannweite reicht bis 1,22 Meter.
Sperber sind kleine Greifvögel (Flügelspannweite bis zu 80 Zentimeter), die besonders wendig fliegen. Sie leben in dichten Wäldern und jagen dort vor allem kleinere Vögel. Typisch: hell-dunkel gebändertes Brustgefieder, recht dünne Unterbeine und Füße.
Anders als die meisten Greifvögel errichten Rohrweihen ihr Nest am Boden. Sie leben vor allem im Schilf rund um Gewässer, aber auch in Getreide- und Rapsfeldern. Typisch: Wenn sie nach Beutetieren suchen, segeln Rohrweihen flach und leicht schaukelnd über den Boden. Ihre Flügelspannweite reicht bis 1,30 Meter.
Wenn Rotmilane einen Horst bauen, verwenden sie nicht nur Zweige und Äste, sondern auch andere gefundene Dinge wie Papier, Plastiktüten, Tennisbälle und Kleidungsstücke. Typisch: rotbraunes Gefieder, tief gegabelter Schwanz. Ihre Flügelspannweite reicht bis 1,80 Meter.
Schon gewusst?
Falken wie dieser Turmfalke gehören nicht zu den Greifvögeln. Vor wenigen Jahren wurde an ihrem Erbgut erkannt: Sie sind näher mit Papageien und Sperlingsvögeln verwandt.
Greifvögel leben fast überall auf der Erde. Nur in der Antarktis und auf einigen Inseln kommen sie nicht vor. Weltweit gibt es rund 300 Greifvogelarten.
So leben Greifvögel in Deutschland
Wenn Greifvögel jagen
Greifvögel können sehr gut sehen. Sie erspähen Beutetiere am Boden oder im Wasser oft schon aus weiter Entfernung. Adler zum Beispiel erkennen ihre Beutetiere aus mehreren Kilometer Entfernung. Die meisten Greifvögel jagen aus der Luft. Einige warten auf einem Ansitz, wie einem Zaunpfahl oder einem Ast, auf Beutetiere. Haben sie eines entdeckt, stürzen sie hinab und greifen das Beutetier mit ihren starken Krallen.
Je nach Art erbeuten Greifvögel unterschiedliche Tiere: Insekten, Amphibien, Reptilien, Fische, Vögel, Nagetiere und sogar größere Säugetiere wie Rehe oder Gämsen. Einige Arten fressen auch Aas.
Schon gewusst?
Greifvögel spucken Nahrungsteile, die sie nicht verdauen können, einfach wieder aus. Das ausgespuckte Knäuel aus Haaren, Federn, Insektenpanzern und Krallen heißt Gewölle. Knochen können sie verdauen – anders als Eulen.
Auf Partnersuche
Greifvögel paaren sich im Frühling. Dann versuchen die Männchen, die Weibchen mit ganz bestimmten Lauten, ausgefallenen Flugmanövern oder besonderen Leckerbissen zu beeindrucken. Hat sich ein Paar gefunden, baut es gemeinsam ein Nest für den Nachwuchs.
Wenn der Nachwuchs schlüpft
Je nach Art legt das Weibchen zwei bis vier Eier in das Nest. Bis die Jungtiere schlüpfen, vergehen einige Wochen. Die jungen Greifvögel werden von ihren Eltern gefüttert, bis sie selbst fliegen und jagen können.
So fliegen die Greifvögel
Segelflug: Greifvögel nutzen warme, aufwärts strömende Luft, um sich nach oben tragen zu lassen. Sie bewegen Flügel und Schwanz nur ganz leicht. Damit steuern sie so, dass sie immer in der stärksten Strömung bleiben.
Ruderflug: Beim Ruderflug werden die Flügel auf und ab geschlagen. Dadurch halten sich die Vögel in der Luft und bekommen Antrieb. Diese Flugtechnik ist für die Greifvögel recht anstrengend.
Rüttelflug: Beim Rüttelflug werden die Flügel schnell auf und ab bewegt. Dabei lehnen sich die Vögel gegen den Wind. Es sieht so aus, als würden sie in der Luft stehen. Nur wenige Greifvogelarten und Falken (im Bild ein Wanderfalke) rütteln, oft auf der Suche nach Beutetieren.
Gleitflug: Greifvögel nutzen warme, aufwärts strömende Luft auch, um ihren Flug langsam abzubremsen und abwärts zu gleiten. Die Flügel funktionieren dabei wie die Tragflächen eines Flugzeugs. Im Gleitflug können Greifvögel lange Strecken zurücklegen, ohne mit den Flügeln zu schlagen.
Bauplan der Natur
Der Rotmilan in Zahlen
- 60 bis 80 Zentimeter groß
- Bis zu 1,80 Meter Flügelspannweite
- Gewicht: Männchen: 700 bis 1.300 Gramm
- Gewicht: Weibchen: 900 bis 1.600 Gramm
Gefieder: Seine Federn sind leuchtend rotbraun, außer an Kopf, Nacken und Hals. Die Federn schützen vor Nässe, Kälte, Staub und Sonne.
Gegabelter Schwanz: Die tiefe Gabelung ist sein Kennzeichen. Mit dem Schwanz steuert der Rotmilan seinen Flug.
Schwungfedern: Das sind die längsten Federn an den Flügeln. Sie werden in Armschwingen und Handschwingen unterteilt. Fliegt der Rotmilan am Himmel, sind die weißen Flächen und die dunklen Federspitzen der Handschwingen gut zu erkennen.
Kräftige Fänge: So heißen die Füße der Greifvögel. An jedem Fang sitzen vier Zehen mit langen, scharfen Krallen. Die Fänge werden bei der Jagd zum Ergreifen der Beute eingesetzt.
Augen: Rotmilane können sehr gut sehen. Sie können gleichzeitig nach vorne und zur Seite schauen. Dadurch haben sie ein besonders großes Blickfeld. Um ihre Augen im Flug vor Wind, Staub und Nässe zu schützen, schieben Rotmilane wie auch andere Vögel eine durchsichtige Schutzhaut darüber. Sie wird Nickhaut genannt.
Hakenschnabel: Die Schnabelkanten sind sehr scharf. Mit seinem Hakenschnabel kann der Rotmilan Beutetiere töten, Federn und Fell ausrupfen und Fleisch zerteilen.
Greifvögel in Not
Einige der Greifvogelarten, die bei uns in Deutschland vorkommen, waren bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts fast ausgerottet. Heute geht es den meisten Arten besser, weil sich viele Menschen für den Schutz der Greifvögel und ihrer Lebensräume einsetzen. Dennoch sind Greifvögel auch heute noch in Gefahr.
Das sind die Hauptgründe:
Fehlende Nistplätze
Viele Greifvögel errichten ihre Nester in alten Bäumen. Doch die sind in Deutschland selten geworden. Die meisten Wälder in Deutschland sind Wirtschaftswälder, in denen fast nur Nadelbäume wachsen. Diese dürfen meist nicht sehr alt werden, bevor sie gefällt werden. Als Nistplätze mögen die meisten Greifvögel keine jüngeren Nadelbäume.
Zusammenstöße mit Windrädern
Es kommt immer wieder vor, dass Greifvögel mit den großen Rotorblättern von Windkraftanlagen zusammenstoßen und durch den Aufprall sterben. Windkraftanlagen sind wichtige Quellen nachhaltiger Energie. Daher ist es notwendig, dass sie weiterhin gebaut werden. Allerdings sollten sie nur außerhalb der Lebensräume und Zugrouten gefährdeter Arten errichtet werden.
Wilderei
Obwohl es verboten ist, werden Greifvögel noch immer gewildert. Manche Menschen erschießen die Vögel oder legen giftige Köder aus, an denen die Greifvögel sterben.
Vergiftung
In Deutschland werden viele Wildtiere noch immer mit Munition erlegt, die Blei enthält. Blei ist ein giftiges Metall. Viele Greifvögel sterben an Bleivergiftungen, weil sie Beutetiere fressen, die mit Bleimunition getötet wurden und die der Jäger nicht gefunden hat.
Industrielle Landwirtschaft
In der herkömmlichen Landwirtschaft werden viele Insekten- und Pflanzengifte eingesetzt. Dadurch verschwinden immer mehr Tiere aus dem landwirtschaftlichen Raum, vor allem Insekten, Vögel, Mäuse und Amphibien. Darunter leiden die Greifvögel. Für sie wird es immer schwieriger, ausreichend Nahrung zu finden.
Ein Paradies für Seeadler
Lange Zeit wurden Seeadler in Deutschland gejagt und ihre Lebensräume zerstört. Mitte der 1960er Jahre brüteten nur noch wenige Seeadlerpaare in Norddeutschland. Heute gibt es wieder rund 1.060 Brutpaare.
Einige der Seeadler leben in der Schaalsee-Region. Dort setzt sich der WWF seit vielen Jahren für den Schutz der Seeadler und anderer seltener Arten ein.
Die Schaalsee-Region liegt dort, wo die Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern aneinandergrenzen. Da gibt es tiefe, klare Seen mit vielen kleinen Inseln, Feuchtwiesen, Moore und alte Buchenwälder mit riesengroßen Bäumen – ein Paradies für Seeadler und andere seltene Vogelarten.
Schon gewusst?
Das Biosphärenreservat Schaalsee ist 310 Quadratkilometer groß. Das entspricht mehr als der dreifachen Fläche der Insel Sylt.
Das haben wir bisher erreicht
Wir haben große Flächen gekauft, um Seen, Moore und Wälder zu schützen. Auf diesen Flächen darf sich die Natur entwickeln, ohne dass wir Menschen eingreifen. In der Region wurden mehrere Naturschutzgebiete ausgewiesen. Dort sorgen Regeln und Gesetze dafür, dass wir Menschen achtsam mit der Natur umgehen. Die Natur darf nicht zerstört, beschädigt oder verändert werden. Außerdem gibt es dort große Ruhezonen, in denen keine Boote fahren dürfen. Und vieles mehr.
Unser Plan
Die Schaalsee-Region ist die perfekte Heimat für Seeadler. Wir wollen, dass es auch anderswo in Deutschland wieder mehr Seeadler gibt. Die größten Greifvögel Deutschlands sollen genügend Lebensräume finden, in denen es geeignete Brutplätze und ausreichend Beutetiere gibt.
Du willst noch mehr über Greifvögel und ihre Lebensweise erfahren?
Für WWF Junior Mitglieder ab 8 Jahren gibt es weitere spannende Greifvogel-Infos im neuen WWF Junior Magazin 2/23.
Greifvogel-Expertin Silke verrät, wie du einen Greifvogel schnell von anderen Vögeln unterscheiden kannst. Außerdem zeigen wir dir alle 13 Greifvögel im Flug, erklären dir, was eine Mauser ist und stellen dir kniffelige Greifvogel-Rätsel.
Dein Foto eines Greifvogels oder dein selbstgemaltes Bild kannst du in unserer Bildergalerie hochladen.
Das Magazin für Minis: Greifvögel zum Greifen nah
Als WWF Junior Mitglied bis 7 Jahre zeigen wir dir in deinem WWF Junior Magazin Mini 2/23, wie Greifvögel leben.
Komm mit auf ein kleines Abenteuer mit einem Seeadler. Löse unsere Greifvogel-Rätsel. Erfahre von WWF-Expertin Silke, warum wir jemanden "Adlerauge" nennen. Und bastle mit uns tolle Klammergreife aus Wäscheklammern. Mach ein Bild von ihnen und lade es in unsere Bildergalerie hoch.
Außerdem haben wir für dich ein Rezept für knusprige Körnerkekse zum Backen. Viel Spaß beim Ausprobieren und Naschen!