Tierfamilien
Tierfamilien sind genauso verschieden wie unsere Menschenfamilien. Oft bestehen sie aus Mutter, Vater und Kindern. Manchmal leben Kinder zusammen, die verschiedene Väter oder Mütter haben. Andere Kinder wachsen bei ihren Großeltern auf. Manche Kinder haben zwei Mütter oder zwei Väter. Und in einigen Familien gibt es Adoptivkinder.
Und das heißt:
Hier ist ganz schön was los
Die Kleinfamilie
Vor allem unter den Säugetieren gibt es viele Arten, bei denen Eltern und Kinder gemeinsam in einer kleinen Gruppe leben. Bei Wölfen und Gibbons zum Beispiel leben die Eltern mit jüngeren und etwas älteren Kindern zusammen.
Auch bei den Vögeln gibt es solche kleinen Familien: bei Rabengeiern, Albatrossen und Schwänen zum Beispiel. In der Kleinfamilie bleiben die Elterntiere oft ein ganzes Leben lang zusammen.
Die Großfamilie
In großen Gruppen ist jedes einzelne Tier besser vor Feinden geschützt. Vor allem Jungtiere genießen den Schutz vieler erwachsener Tiere. Zebras, Büffel, viele Antilopen- und Hirscharten oder Delfine leben zum Beispiel mit jeder Menge anderen Artgenossen zusammen.
In großen Tierfamilien gibt es oft einen Anführer oder eine Anführerin – das Leittier. Häufig sind das besonders starke oder erfahrene Tiere, die ihre Familie gut beschützen oder ihr Überleben sichern können. Das Leittier bestimmt, wohin die Familie zieht und wann gefressen wird. Es sucht auch Ruhe- und Schlafplätze aus.
Frauen unter sich
Elefantenkühe leben gemeinsam mit ihren Kindern in Herden von bis zu zehn Tieren. Das älteste, erfahrenste Weibchen führt die Gruppe an. Wenn die männlichen Elefantenkinder alt genug sind, verlassen sie die Familie und leben alleine oder mit anderen Männchen. Die Frauen der Familie aber bleiben für immer zusammen. Die Elefantenbullen stoßen nur zur Herde, um sich mit den Weibchen zu paaren.
Gleichgeschlechtliche Partner
Auch bei den Tieren kommt die Liebe zwischen Männchen und Männchen oder Weibchen und Weibchen vor. Das ist zum Beispiel bei Giraffenmännchen so oder bei Albatros- weibchen. Auch manche Schwanenmännchen bevorzugen einen männlichen Partner. Um eine Familie zu gründen, paaren sie sich mit einem Weibchen und vertreiben es nach der Eiablage oder adoptieren verlassene Eier.
Einzelgänger
Blauwale, Jaguare, Schildkröten und die meisten Insekten haben eines gemeinsam: Sie leben allein, genau wie ein Großteil aller Tiere. Meistens sind sie nur zur Paarungszeit mit anderen Artgenossen anzutreffen oder solange der Nachwuchs versorgt wird.
Schon gewusst?
Adoptivkinder gibt es auch in der Tierwelt, zum Beispiel bei den Menschenaffen. Manchmal übernimmt ein Weibchen der Familie die Mutterrolle für ein Jungtier, falls die leibliche Mutter das Kind nicht annimmt, zu wenig Milch zum Säugen hat oder nicht mehr lebt.
So leben Tierfamilien
Wir gründen eine Familie
Bei den meisten Tieren geht es ein Leben lang nur darum, Nachwuchs zu zeugen. Wie, das ist von Art zu Art ganz verschieden.
- Bei vielen Arten leben männliche und weibliche Tiere alleine und kommen nur zusammen, um sich zu paaren und anschließend wieder getrennte Wege zu gehen.
- Es gibt auch Arten, bei denen Paare ein Leben lang zusammen bleiben und immer wieder Jungtiere in die Welt setzen wie zum Beispiel die Kaiserpinguine im Bild. Vater und Mutter wechseln sich mit dem Wärmen und Füttern des Kükens ab.
- Bei Arten, die in großen Gruppen leben, kommen die Tiere mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern zusammen.
Der Nachwuchs ist da – wer kümmert sich?
- Die Aufzucht der Jungtiere ist bei vielen Tierarten alleinige Aufgabe der Mutter. Sie bringt den Nachwuchs zur Welt, versorgt und pflegt ihn und bringt ihm häufig alles bei, was er braucht, um alleine zu überleben.
- Bei einigen wenigen Arten kümmert sich der Vater alleine um die Kinder.
- Manchmal wird der Nachwuchs von Mutter und Vater gemeinsam versorgt. Die Eltern unterstützen sich dann gegenseitig und bilden bei der Versorgung der Kinder ein eingespieltes Team.
- Bei Arten, die in großen Gruppen zusammenleben, kümmern sich auch andere Familienmitglieder um die Jungtiere.
- Andere Jungtiere sind von Anfang an auf sich allein gestellt. Die Mutter verlässt die Jungen, noch bevor sie schlüpfen.
Familienalltag
In Tierfamilien gibt es feste Zeiten für alles: für das Essenbesorgen, das Fressen, die Ruhe- und Schlafpausen, das Lernen, Spielen und Kuscheln.
Schon gewusst?
Seeotter halten im Schlaf Händchen, damit sie im Wasser nicht voneinander wegtreiben.
Alles Familie
Bei Mama im Beutel
Ein Kängurubaby kommt nach einer Tragzeit von 25 bis 45 Tagen auf die Welt. Es ist nur wenige Zentimeter klein, klettert trotzdem allein in den Beutel seiner Mutter. Dort trinkt es die nächsten Monate Muttermilch, um weiter zu wachsen und zu gedeihen. Wird dem Jungtier der Beutel zu klein, steckt es nur noch seinen Kopf hinein und trinkt an seiner angestammten Zitze.
Kleine Gruppen unterwegs
Schimpansen leben in großen Gemeinschaften mit bis zu 150 Tieren. Tagsüber sind sie meist in kleinen Gruppen unterwegs. Zur Nachtruhe kommt die ganze Gemeinschaft wieder zusammen. Während die Männchen meistens in der gleichen Gruppe bleiben, wechselt das erwachsene Weibchen in eine andere Gruppe.
Ganz ohne Mamas Hilfe
Meeresschildkrötenweibchen kommen für die Eiablage an den Strand, an dem sie selbst geschlüpft sind. Sie buddeln ihre Eier im Sand ein und überlassen das Ausbrüten der Sonne.
Wenn die kleinen Schildkröten schlüpfen, ist Mama schon längst wieder im Meer. Die Jungtiere sind ganz auf sich allein gestellt. Instinktiv krabbeln sie Richtung Wasser.
Wer es ins Meer geschafft hat, ohne von einer Möwe oder einem anderen Räuber erwischt zu werden, hat Glück.
Hier brütet der Papa
In der Paarungszeit bemüht sich das Nandumännchen darum, möglichst viele Hennen in sein Revier zu locken und sich mit ihnen zu paaren. Die Hennen legen ihre Eier in eine Nestgrube, die das Männchen vorbereitet hat. Dann ziehen sie weiter.
Das Nandumännchen übernimmt das Brüten. Nach rund 40 Tagen schlüpfen die kleinen Nandus.
Papa Nandu passt ein halbes Jahr lang auf seinen Nachwuchs auf, füttert ihn und bringt ihm alles bei.
Immer füreinander da
Elefanten setzen auf Zusammenhalt und Mitgefühl. Wird ein Elefantenbaby geboren, kommen Tanten und Geschwister herbei, um den Neuankömmling zu begrüßen. Sie helfen auch bei der Aufzucht der Jungen. Kranke oder verletzte Familienmitglieder werden liebevoll von ihrer Herde umsorgt. Die Verwandten bringen Nahrung, versorgen die Wunden und trösten mit Streicheleinheiten. Elefanten trauern sogar um verstorbene Verwandte.
Mutter, Vater, Kinder
Einmal im Jahr bekommt das Weibchen Nachwuchs. Das Wolfsrudel kümmert sich gemeinsam um die Welpen. Bei der Aufzucht und Jagd sind auch die einjährigen Wölfe aus dem letzten Jahr dabei. Mit etwa zwei Jahren verlassen die meisten Jungwölfe das Rudel, um eine eigene Familie zu gründen.
Meist allein
Koalas sind die meiste Zeit allein unterwegs. Nur zur Paarung begegnen sich Männchen und Weibchen. Die Mutter zieht ihr Kind ohne den Vater groß. Mit anderthalb Jahren verlässt das Koala-Junge seine Mutter und sucht sich sein eigenes Revier.
Mit Mama abhängen
Faultiere bringen immer nur ein einzelnes Jungtier zur Welt – je nach Art nach sechs bis 12,5 Monaten Tragzeit. Von nun an klammert sich das Faultierjunge meist an Mamas Bauch fest.
Mit zwei bis drei Monaten unternimmt es die ersten eigenen Ausflüge. Es lässt sich aber noch einige Zeit länger auf Mamas Bauch durchs Geäst schaukeln, bevor es mit fünf bis zehn Monaten selbstständig wird.
Papa trägt die Babys aus
Bei den Seepferdchen bringt der Vater den Nachwuchs zur Welt. Das Weibchen spritzt ihre Eier in eine kleine Tasche, die das Männchen
am Bauch trägt.
Der zukünftige Vater befruchtet die Eier und trägt sie in seinem Beutel umher. Nach einigen Wochen schlüpfen die Jungen.
Die Eltern haben ihre Aufgaben erledigt. Die jungen Seepferdchen sind sofort auf sich allein gestellt.
Von den Alten lernen
Warum geraten Tierfamilien in Not?
Das sind die Hauptgründe:
Lebensräume werden zerstört, um Platz zu schaffen für Weiden und Äcker, Straßen und Siedlungen oder Industrie. Oft werden große Lebensräume wie Wälder in viele kleine Häppchen zerteilt. Weibchen oder Männchen müssen dann Straßen oder Schienen passieren und Ortschaften durchqueren, um zu einem Artgenossen zu gelangen. Das ist für viele Tiere lebensgefährlich.
Die weltweite Erderhitzung erschwert die Aufzucht und Versorgung von Jungtieren. Zum Beispiel bei den seltenen Saimaa-Robben in Finnland: Sie bauen für ihren Nachwuchs Schneehöhlen auf zugefrorenen Seen, die vor Wölfen, aber auch vor Kälte und Nässe schützen. In den letzten Jahren hat es zu wenig geschneit. Ohne Schneehöhlen sinken die Überlebenschancen der jungen Robben.
Wo Nahrung fehlt, Futterpflanzen oder Beutiere, haben es Tiereltern schwer, ihre Jungtiere zu versorgen. Das ist vor allem dort der Fall, wo Natur zerstört wird. Immer mehr Arten kämpfen auch deshalb ums Überleben.
Wo Gifte in die Umwelt gelangen, können Tiere erkranken, keine Kinder mehr bekommen oder sterben. Zum Beispiel Pflanzen- und Insektengifte in der Landwirtschaft haben so eine Wirkung. Oder massenhaft Plastik in der Umwelt.
Der WWF kümmert sich deshalb in vielen Projekten weltweit darum, mehr Lebensräume für viele Arten zu schützen, Gifte in der Umwelt zu stoppen und die Erderhitzung abzubremsen.