Living Planet Report 2022
Der „Living Planet Report“ heißt auf Deutsch der „Bericht über den lebenden Planeten“. Darin tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom WWF und von anderen Organisationen regelmäßig zusammen, wie es Tierarten und Pflanzenarten sowie deren Lebensräumen auf der ganzen Erde geht. Der Bericht für 2022 sieht erneut nicht gut aus. Aber wir können etwas tun, um das zu ändern.
Fachleute aus der ganzen Welt schauen sich regelmäßig in der Natur um. Sie zählen zum Beispiel Zebras in der Savanne Afrikas aus der Luft und Tapire im Amazonas-Regenwald mit Fotofallen. Das machen sie schon fünf Jahrzehnte so. So können sie vergleichen, welche Tierarten sich vermehrt haben und welche immer weniger werden.
Die Fachleute sammeln die Informationen von mehreren Tausend Tierarten und bringen sie zusammen im Living Planet Index, zu Deutsch in einem "Verzeichnis des lebendigen Planeten". Darin vergleichen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Tierzahlen von heute mit denen der Vergangenheit. So erfahren wir, wie sich die Tierarten entwickeln und auch die Lebensräume, in denen sie leben.
Untersucht wurden rund 32.000 Bestände (wie zum Beispiel Herden) von mehr als 5.200 Wirbeltierarten. Das Ergebnis der Untersuchung ist leider nicht gut. Der Living Planet Report zeigt, dass die Fische, Vögel, Säugetiere, Amphibien und Reptilien auf der Welt immer weniger werden.
Seit 1970 sind die Bestände vieler Tierarten im Durchschnitt um etwa zwei Drittel geschrumpft, ganz genau sind es 69 Prozent. Das bedeutet vereinfacht: Von 1000 Tieren sind nur noch 310 übrig, von 100 Tieren nur noch 31. Besonders stark ist der Rückgang bei Süßwasserarten wie Fröschen oder Flussfischen: Da liegt das Minus seit 1970 bei 83 Prozent.
Die Bestände von 18 Hai- und Rochenarten in der Hohen See sind in den letzten 50 Jahren weltweit um 71 Prozent geschrumpft. Kein Wunder: Es wird heute 18-mal mehr gefischt als 1970.
Warum ist das so?
In den vergangenen 50 Jahren ist die Erdbevölkerung von 3,7 auf 8 Milliarden gewachsen. Mehr Menschen verbrauchen mehr Land, Energie und Wasser. Sie roden Wälder für Äcker und Weiden, sie entnehmen Flüssen Wasser für Felder und Industrie. Das zerstört Lebensräume, lässt die Artenvielfalt schrumpfen und sorgt für mehr Treibhausgase. Dadurch erhitzt sich die Erde und trocknet aus.
Menschen überfischen die Ozeane und wildern seltene Tierarten wie Elefanten und Tiger. Außerdem hinterlassen sie viel Müll in den Meeren und an Land. Vor allem Unmengen von Plastiksachen, die oft nur einmal verwendet und dann weggeworfen werden.
Wir in den reichen Ländern verschwenden sehr viele Lebensmittel. Das heißt, wir kaufen Obst, Gemüse, Brot, Käse oder Fleisch, das wir nicht rechtzeitig essen und deshalb wegwerfen müssen.
Wir verbrauchen auch viele andere Naturgüter, zum Beispiel Naturfasern für Kleidung oder Metalle für Handys und Autos.
Das alles kostet Energie, Landfläche und damit Wälder und Wiesen, die dafür verschwinden müssen. Diese Lebensräume fehlen den Tieren.
Was können wir tun, damit es mit der Natur wieder aufwärts geht?
Die Naturzerstörung muss ein Ende haben. Es ist auch genug Natur für alle da, wir müssen nur besser mit ihr umgehen. Alle müssen mitmachen: Politikerinnen und Politiker, Unternehmen, Städte, Gemeinden – und jede und jeder einzelne von uns.
Die Lösung: Mit mehr Schutzgebieten, einer naturfreundlichen Landwirtschaft und weniger Verschwendung könnten wir unsere Artenvielfalt besser schützen. So forderte der WWF die Bundesregierung in Deutschland auf, sich dafür einzusetzen, dass rund ein Drittel der Erde bis 2030 geschützt werden.
Außerdem macht sich der WWF dafür stark, dass der Klimawandel bis 2050 abgebremst wird. Und dass sich die natürlichen Lebensräume nicht mehr weiter verschlechtern. Das gelingt, wenn wir nur so viel Naturgüter wie zum Beispiel Wald oder Wasser entnehmen, wie auf natürliche Weise wieder nachwachsen oder nachfließen kann. Das nennt man "nachhaltig wirtschaften".
Auch du kannst mithelfen
Deine kleinen Schritte können Großes bewegen
Zum Beispiel so:
1 Gründe eine Gruppe mit deinen Freunden, in deiner Schule oder im Verein, um unserer Erde zu helfen – zum Beispiel, indem ihr junge Bäumchen pflanzt oder Energie spart.
2 Denke über das Essen nach: Besser ist es, mehr pflanzliche Speisen zu essen! Für 1 Kilogramm Rindfleisch wird 70-mal so viel Landfläche benötigt wie für 1 Kilogramm Gemüse.
3 Schreibe Politikern und Politikerinnen: Erzähle ihnen von Umweltproblemen, die dir am Herzen liegen! Frage sie, wie sie etwas verbessern wollen.
4 Schaffe in deinem Garten oder auf deinem Balkon Lebensräume für Tiere – zum Beispiel mit Blütenpflanzen für Bienen und Schmetterlinge oder einem Insektenhotel.
5 Benutze weniger Plastik und verwende es mehrmals.
6 Kaufe Dinge, die lange halten und sich reparieren oder wiederverwenden lassen.
7 Entdecke die kleinen Wunder der Natur überall in deiner Umgebung und helfe mit, dass sie erhalten bleiben.