Rabenvögel
Raben? Das sind große schwarze Vögel. Stimmt! Aber zur Familie der Rabenvögel gehören nicht nur die schwarzen Kolkraben und Rabenkrähen, sondern auch einige Arten, die ganz anders aussehen. Wir stellen sie dir vor.
Schon gewusst?
Jetzt im Spätherbst und Winter kannst du sie spätnachmittags besonders gut beobachten: Krähen und andere Rabenvögel, die in großen Gruppen zu ihrem gemeinsamen Schlafplatz ziehen, wenn es dunkel wird. Das sind meist mehrere hohe Bäume am Fluss, auf dem Feld oder sogar mitten in der Stadt.
Vorhang auf für die Rabenvögel in Deutschland:
Wilde Vielfalt
Kolkrabe
Mit einer Flügelspannweite von bis zu 120 Zentimetern ist der Kolkrabe der größte Rabenvogel der Welt! Kolkraben unterhalten sich über etwa 80 verschiedene Laute mit ihren Artgenossen. Sie können auch die Stimmen und Geräusche anderer Tiere nachmachen.
Rabenkrähe
Nebelkrähe
Rabenkrähe und Nebelkrähe leben und verhalten sich sehr ähnlich. Die Nebelkrähe ist gut an ihren grauen Bauch- und Rückenfedern von der Rabenkrähe zu unterscheiden. Während die Nebelkrähe im Osten Deutschlands lebt, ist die Rabenkrähe im Westen und in Schleswig-Holstein zu Hause. Die Grenze zwischen ihren Verbreitungsgebieten ist die Elbe.
Elster
Sie kannst du gut an ihrem Warnruf erkennen – ein schnelles, lautes Keckern, ähnlich wie "tschek-tschek-tschek". Ihr Nest errichtet sie aus Zweigen, meist hoch oben in einem Baum.
Dohle
Sie ist relativ klein und kompakt gebaut. Das macht sie zu einer echten Flugakrobatin, die schnell und wendig fliegt. Dohlen errichten ihre Nester in verlassenen Schwarzspecht- oder Felshöhlen. Oft brüten sie auch in alten Burgen, Kirchen oder Ruinen.
Tannenhäher
Sein Name sagt es schon: Er bewohnt große Nadelwälder. Im Winter frisst er vor allem die Nüsse der Zirbelkiefer und Haselnüsse. Daher ist sein englischer Name „nutcracker“, Nussknacker.
Saatkrähe
Sie kannst du an ihrem langen, eher hellen Schnabel erkennen. Saatkrähen leben in großen Gruppen zusammen. Zur Brutzeit kommen oft hunderte oder tausende Saatkrähen in das gleiche Gebiet. Dann kannst du sie zum Beispiel auf Feldern beobachten, wo sie nach Nahrung suchen.
Eichelhäher
Kein anderer Rabenvogel hat so ein farbenfrohes Gefieder wie er. Im Herbst sammelt und versteckt der Eichelhäher Nüsse und Eicheln für den Winter. Er transportiert bis zu zehn Eicheln in einem kleinen Hautsack in seinem Hals! Erstaunlich viel für einen Vogel, der nur etwas größer ist als eine Stadttaube.
Schon gewusst?
Der Eichelhäher wird auch „Polizei des Waldes” genannt. Denn mit seinem lauten Krächzen warnt er andere Tiere vor Gefahren.
Alpendohle
Mit ihrem gelben Schnabel sieht sie ein wenig aus wie eine große Amsel. Die Alpendohle hat im Gegensatz zur Dohle ein komplett schwarzes Gefieder und kommt nur in den Alpen vor. Sie lebt meist oberhalb der Baumgrenze.
So leben Rabenvögel
Kein Problem mit Schnee und Kälte: Die bei uns heimischen Rabenvögel wie diese Dohlen bleiben auch im Winter in ihrer Heimat. Dann leben sogar mehr Rabenvögel in Deutschland als in der wärmeren Jahreszeit, weil vor allem große Schwärme Saatkrähen aus ihren Brutgebieten in Russland zu uns kommen, um hier zu überwintern. Denn in ihrer Heimat gibt es im Winter zu wenig Nahrung.
Überall zu Hause
Während sich Kolkraben in großen Wäldern, an Steilküsten und im Gebirge wohlfühlen, sind Saatkrähen vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen zu finden. Nebel- und Rabenkrähen, Dohlen, Elstern und Eichelhäher leben in lichten Nadel- oder Laubwäldern, auf Wiesen und Weiden, aber auch in Städten in der Nähe von Menschen. Dort brüten sie in Parks, Gärten, alten Gebäuden oder auf Friedhöfen.
Gesellige Vögel
Saatkrähen, Nebelkrähen, Rabenkrähen und Dohlen leben ganzjährig in Schwärmen zusammen. Elstern und Eichelhäher bilden nur in den Wintermonaten lockere Gruppen. Kolkraben sind lieber zu zweit unterwegs. Innerhalb der Gruppen bauen Männchen und Weibchen gemeinsam ein Nest für ihre Eier.
Rabenvogelpaare
bleiben meist ein Leben lang zusammen und kümmern sich liebevoll umeinander. Sie putzen sich gegenseitig das Gefieder und bringen ihrem Partner etwas zu fressen, wenn er krank ist. Wenn die kleinen Vögel geschlüpft sind, kümmern sich die Eltern fürsorglich um sie.
Bunter Speiseplan
Rabenvögel fressen fast alles in der Natur: Früchte, Nüsse, Samen und kleinere Tiere wie Frösche, Insekten, Mäuse, Raupen, Schnecken, Spinnen und Würmer, aber auch Aas. Eichel- und Tannenhäher sind auf Baumfrüchte wie Eicheln, Bucheckern und Nüsse von Zedern spezialisiert. Einige Arten plündern auch Nester anderer Vögel. Viele Rabenvögel suchen auf Straßen und in Mülltonnen nach Essensresten.
Was ist eigentlich ... ein Omnivore?
Ein Allesfresser! Genau das bedeutet das lateinische Wort „Omnivore“ übersetzt. Es bezeichnet Lebewesen, die sich sowohl von Fleisch als auch von Pflanzen ernähren. Neben Rabenvögeln sind zum Beispiel auch Schweine, Bären, Ratten und Füchse Omnivoren.
Bauplan der Natur
Elster
- Bis zu 60 Zentimeter Flügelspannweite
- Bis zu 250 Gramm schwer
Die Elster hat sehr gute Augen. Sie besitzt ein zusätzliches Augenlid, die Nickhaut. Sie ist durchsichtig und schützt die Augen der Elster im Flug. Sie kann aber auch wie ein kleiner Scheibenwischer Schmutz aus dem Auge wischen. Mit dem kräftigen Schnabel kann die Elster Eicheln knacken und kleine Tiere töten. Sie hat auch sehr gute Ohren unter den Federn.
Schon gewusst?
Ihr Gehör ist für Elstern wichtig, da sie sich über ihre Stimme mit Artgenossen austauschen. Das typische „Schäckern“ ist zu hören, wenn eine Elster ihre Artgenossen vor einer Gefahr warnt oder ihr Revier verteidigt.
Elstern haben wie alle Vögel sehr starke Brustmuskeln, damit sie ihre Flügel häufig und schnell bewegen können. An der Spitze der Zehen befinden sich scharfe Krallen. Drei Zehen eines Fußes zeigen nach vorne, eine nach hinten: perfekt, um auf Zweigen zu landen oder auf ihnen zu balancieren.
Die Flügel sind leicht gewölbt. So strömt die Luft oberhalb der Flügel schneller als unterhalb der Flügel. Dadurch erhält die Elster Auftrieb und kann in der Luft bleiben. Der gestufte Schwanz ist genauso lang wie der übrige Körper der Elster. Mit ihm steuert die Elster ihren Flug. Die schwarzen Federn der Elster schimmern je nach Lichteinfall blau, violett oder sogar grün.
Rabenvögel in Not?
Unglücksvögel
Bis vor einigen Jahrzehnten galten Rabenvögel in vielen Kulturen als Unglücksbringer. Die Menschen glaubten, sie brächten Krankheit oder Tod. Ihren schlechten Ruf hatten sie vor allem wegen ihres schwarzen Gefieders. Heute ist bekannt, dass die düsteren Geschichten nichts mit dem wahren Wesen der Vögel zu tun haben.
Rabenvögel als Nesträuber?
Noch bis vor etwa 40 Jahren glaubte man, Rabenvögel seien für das Aussterben anderer Singvogelarten verantwortlich. Das stimmt aber nicht. Zwar fressen Elstern auch mal Vogeleier und Jungvögel, doch die Zahl der verspeisten Eier und Tiere ist zu gering, als dass sie den Rückgang einer Art bewirken könnte.
Jagd und Wilderei
Wegen ihres schlechten Rufes wurden Rabenvögel lange Zeit stark bejagt, einige Arten bis an den Rand der Ausrottung. So gab es 1940 kaum noch Kolkraben in Deutschland. Doch später wurden alle Rabenvogelarten unter Schutz gestellt und Kolkraben wieder ausgewildert. Heute sind Kolkraben in vielen Bundesländern heimisch.
Rabenvögel sind wichtig!
Rabenvögel sind neugierig und außergewöhnlich intelligent. Sie nehmen zudem in ihrem Lebensraum eine wichtige Rolle ein.
Elstern bauen mehr Nester, als sie zum Brüten benötigen. Die leerstehenden werden oft von anderen Vogelarten als Brutstation genutzt, die keine eigenen Nester bauen.
Rabenvögel fressen Aas und beseitigen auf diesem Weg tote Tiere. Sie fressen auch Tiere, die an einer Krankheit gestorben sind. Sie selbst werden dabei aber nicht krank. Ihre Magensäure tötet die Krankheitserreger ab. Dadurch verhindern sie, dass sich Krankheiten ausbreiten.
Rabenvögel fressen Insekten, Raupen und Mäuse und tragen somit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung in der Land- und Forstwirtschaft bei.
Tannenhäher (im Bild) und Eichelhäher tragen dazu bei, dass neue Wälder wachsen. Im Herbst verstecken sie Früchte und Nüsse als Nahrung für den Winter. Sie finden aber nicht alle wieder. Daraus sprießen im Frühling junge Bäume.
Ganz schön schlau!
Rabenvögel gehören zu den intelligentesten Tieren der Welt. Vier Beispiele:
Rabenvögel lernen durch Beobachtung
Manchmal legen Rabenvögel Nüsse auf die Straße oder auf eine Bahnschiene und warten darauf, dass ein Auto oder ein Zug über die Nuss fährt und die Schale dadurch aufbricht. Sie werfen auch Nüsse aus der Luft oder von Hausdächern herunter, damit die Schalen beim Aufprall am Boden aufbrechen und sie an die Nüsse kommen.
Rabenvögel nutzen Werkzeuge
Um an Nahrung zu gelangen, setzen Rabenvögel Stöcke und andere Dinge als Werkzeuge ein. Sie können zum Beispiel mit einem kleinen Zweig ein Insekt oder eine Frucht aus einer Baumspalte angeln. Einige Rabenvögel können Hilfsmittel sogar aus einzelnen Teilen zusammensetzen.
Rabenvögel denken vorausschauend
Rabenvögel beobachten ihre Artgenossen und lernen daraus zu verstehen, warum diese Dinge tun und was sie vorhaben. Rabenvögel wissen zum Beispiel, dass Artgenossen ihre Nahrungsverstecke plündern könnten und legen Scheinverstecke an, die von ihren echten Verstecken ablenken sollen.
Rabenvögel haben ein ausgeprägtes Gedächtnis
Jeden Herbst legen sie zahlreiche Nahrungsverstecke an und finden einen Großteil davon wieder. Nur wenige Verstecke bleiben unentdeckt. Außerdem können sich Rabenvögel Gesichter merken. Noch Jahre nachdem sie beispielsweise von einem Menschen gefangen wurden, erkennen sie ihn wieder und warnen ihre Artgenossen durch laute Rufe, wenn sie ihn wiedersehen.
Du willst noch mehr über Rabenvögel erfahren?
Für WWF Junior Mitglieder ab 8 Jahren gibt es weitere spannende Infos im neuen WWF Junior Magazin 4/24. Warum gehören Rabenvögel zu den Singvögeln, wenn sie doch eigentlich mehr krächzen? Und stürzen sie sich wirklich gern auf glitzernde Sachen? WWF-Experte Gary klärt auf.
Außerdem im Magazin: Tipps für deine eigene Naturschutzaktion in den Sommerferien. Und wie du leckere Lieblings-Smoothies machst.
Das Magazin für Minis: Alle Rabenvögel sind schon da
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