Zoobesuch mit der Familie
Zoos und Tierparks sind beliebte Ausflugsziele. Wir erklären, warum wissenschaftlich gut geführte Zoos einen wichtigen Beitrag zu Artenschutz, Umweltbildung und Forschung leisten und wie der Ausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie wird.
Ausflug in den Zoo
Zoo als Familienausflug
Jeder Zoobesuch ist ein spannendes Erlebnis. Im Zoo hat die ganze Familie die Möglichkeit Tieren zu begegnen, die sie sonst nicht sieht, weil viele Arten in fernen Ländern heimisch oder eher scheu sind. Wer hat schon die Gelegenheit und das Glück, einen Hirsch im Bayerischen Wald zu entdecken, eine Giraffe in Kenia oder einen Tiger in Indien zu sehen? Zoos bieten die Möglichkeit, diese besonderen Tiere aus der Nähe zu betrachten und zu erleben.
Doch spätestens beim Anblick der Gehege mit ihren Zäunen, Gräben oder Glasscheiben stellt sich den Familien die Frage: Ist es vertretbar, einen Zoo zu besuchen?
Warum brauchen wir gute, wissenschaftlich geführte Zoos?
Für die Erhaltung bedrohter Tierarten und ein starkes Umweltbewusstsein der Besucher:innen:
Zoos haben Erhaltungszuchtprogramme
Sehr viele Tierarten sind heutzutage durch den Einfluss von uns Menschen bedroht. Die Roten Listen der gefährdeten Tierarten werden immer länger. Von einer Reihe von Arten gibt oder gab es nur noch wenige oder sogar gar keine Exemplare mehr in der freien Wildbahn. Für manche Tierarten sind Zoos und Tierparks dann die letzte Rettung, denn gute und wissenschaftlich geführte Einrichtungen leisten einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Dort wird alles getan, damit sich die letzten Exemplare einer Tierart wohl fühlen und vermehren können. Wenn möglich, werden nach erfolgreicher Aufzucht auch wieder Tiere in ihrer natürlichen Umgebung ausgewildert.
Ein großer Erfolg gelang zum Beispiel beim Goldenen Löwenäffchen. Durch ein Zuchtprogramm in Zoos und Forschungseinrichtungen und späterer Auswilderung leben 2023 wieder etwa 4.800 freilebende Goldene Löwenäffchen in ihrer Heimat Brasilien. Zwischenzeitlich waren es nur wenige Hunderte.
Noch schlimmer stand es um Wisente und Przewalski-Pferde. Beide waren in freier Wildbahn komplett ausgerottet worden. Nur durch die erfolgreiche und koordinierte Zucht in menschlicher Obhut überlebten die Arten und streifen nach Wiederansiedelungen heute wieder durch ihre ursprünglichen Lebensräume.
In Zoos wird geforscht
Forschung in Zoos kann außerdem dazu beitragen, Verhalten, Biologie und Krankheiten bedrohter Arten besser zu verstehen. Das stärkt das Wissen über die Tiere, und ist so Grundlage für ihren Schutz. In Zoos können technische Methoden entwickelt werden, wie zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten, die Fortpflanzung bedrohter Arten zu fördern. Ein weiteres Beispiel ist ein neuer Sender, mit dem die wilden Verwandten in der Natur nachverfolgt und studiert werden können.
Zoos unterstützen Artenschutz-Projekte
Immer mehr Zoos unterstützen auch Artenschutzprojekte im Freiland. Wenn ihr zum Beispiel zusammen mit dem Zoo-Eintritt freiwillig auch den sogenannten Artenschutz-Euro zahlt, kommen die Gelder bedrohten Arten zugute. Eine ganze Reihe von Zoos haben diese Spenden-Möglichkeit mittlerweile eingeführt. Der WWF kooperiert auch mit ausgewählten Zoos.
Gemeinsam für den Artenschutz
Folgt dem Link wenn ihr euch für Artenvielfalt interessiert und entdeckt wie ihr als Familie bedrohten Arten helfen könnt.
Zoos begeistern & informieren
Außerdem können Zoos Familien wie euch für die vielen faszinierenden Lebewesen und die Artenvielfalt begeistern. Sie informieren kleine und große Besucher:innen über bekannte und weniger bekannte Arten, ihre Lebensräume, Lebensweisen und die Bedrohungen, denen ihre wilden Verwandten ausgesetzt sind. Spürt ihr beim Anblick von Eisbären, Elefanten, Krokodilen & und anderen nicht auch das Bedürfnis, diese tollen Tiere und ihre Lebensräume zu schützen? Viel könnt ihr auf den Gehegeschildern, bei kommentierten Fütterungen oder speziellen Veranstaltungen erfahren. Zoos bieten auch spannende Führungen für Schulklassen und Kindergartengruppen an.
Natürlich ist ein Zoobesuch aber auch einfach ein toller Familienausflug, bei dem ihr die Tiere besucht, Zeit auf dem Spielplatz verbringt und ein Picknick macht. Das ist wertvolle Familienzeit, in der schöne Erinnerungen entstehen.
Frage an Artenschutz-Expertin Anne Hanschke
Warum sind Zoos aus Sicht des WWF wichtig?
" Zoos können auf verschiedene Weisen einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Einer der wichtigsten für uns ist die direkte Verbindung zum Tier durch das hautnahe Erleben und die Beobachtung im Zoo. Natürlich kann man sich auch eine Naturdokumentation ansehen. Doch dem Tiger auf der anderen Seite der Scheibe in die Augen zu sehen, die schiere Größe eines Elefanten oder einer Giraffe zu begreifen oder das Känguru-Jungtier zu entdecken, das kurz aus dem Beutel seiner Mutter hervorlugt, fasziniert. Das schafft aus meiner Sicht emotionale Verbindungen, die sicher nur die allerwenigsten Menschen direkt in Asien, Afrika oder Australien erleben können.
Es gibt das sehr passende Zitat "Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt.“* Genau da können Zoos mit der Faszination für die Tiere ansetzen. Die Arten im Zoo sind Botschafter für ihre wilden Verwandten und auch für den Natur- und Artenschutz. Bildung im Zoo – sei es durch die Beschilderung, durch Führungen, Artenschutzzentren, den WWF-Artenschutzkoffer oder die Zooschule – kann die kleinen und großen Besucher:innen genau da abholen und motivieren, sich für ihren Schutz einzusetzen.
*Zitat von Dr. Konrad Lorenz - Nobelpreisträger, Zoologe, Ethnologe, Ornithologe
Gleichzeitig fungieren Zoos durch die Zucht bedrohter Arten als eine Art “Arche Noah”, da viele Tiere in der Natur durch z.B. Lebensraumzerstörung, Wilderei, Überfischung, Umweltverschmutzung und die Klimakrise bedroht sind. Wir dürfen aber natürlich auch nicht vergessen, dass dies hauptsächlich eine Art “Backup” für den Notfall ist und dass Arten auch nur wieder ausgewildert werden können, wenn die Bedrohungen in ihrem natürlichen Lebensraum abgestellt sind. Die Arche muss auch wieder an Land gehen können. Deswegen setzen wir uns als WWF für den Schutz der Lebensräume und Arten darin ein. "
Die WWF Familienmitgliedschaft – seid ihr schon dabei?
Gemeinsam mit Familien setzt sich der WWF auch für Artenschutz ein. Mit einer Familienmitgliedschaft leistet ihr einen wertvollen Beitrag und unterstützt wichtige WWF-Projekte.
Tipps zur Auswahl eures Ausflugszieles
Welche Zoos und Tierparks sind zu empfehlen?
Wichtig zu wissen: Zoo ist nicht gleich Zoo! Ihr solltet daher vorher recherchieren, die Zoo-Webseite oder andere Berichterstattungen auch mit einem etwas kritischen Blick ansehen, um mit einem guten Gefühl in euren Familienausflug zu starten.
Vorsicht beim Begriff "Zoo"
Viele Zoos und Tierparks leisten einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, zur Bildung und zur Forschung und sind empfehlenswerte und anerkannte Einrichtungen. Weltweit, z.B. in Asien, werden jedoch häufig auch Tiere aus kommerziellen Gründen in Menschenhand gehalten und gezüchtet oder sogar illegal der Natur entnommen. Besonders tragisch ist es, wenn die Tiere zusätzlich unter schlechten Bedingungen gehalten werden.
Der Begriff “Zoo” ist rechtlich nicht definiert. Es gibt keine verbindlichen Regelungen, die Zoos und Tierparks zum Artenschutz verpflichten. So kommt es vor, dass Einrichtungen den Titel “Zoo” tragen, die eher in die Kategorie Zirkus oder Freizeitpark fallen und rein wirtschaftliche Interessen verfolgen.
Recherche vor dem Zoobesuch
Vor eurem Zoobesuch ist es sinnvoll zu prüfen, welche Zoos zu den anerkannten Einrichtungen zählen.
Die meisten wissenschaftlich geführten Zoos und Tierparks in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Mitglied im Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V.. Diese gemeinnützige Organisation der Zoos setzt sich für Erhaltung und Zucht bedrohter Arten, für Natur-, Arten-, Umwelt- und Tierschutz und die Bildung für nachhaltige Entwicklung ein.
Experten Interview
Erfahrt im Interview mit Dr. Arnulf Köhncke, dem Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland, mehr über die Arbeit und Aufgaben wissenschaftlicher Zoos.
Darüber hinaus gibt es die EAZA, den europäischen Zoo-Verband. Ihre Mitglieder sind wissenschaftlich geleitete Einrichtungen und müssen hohe Standards in der Tierhaltung und -präsentation gewährleisten. EAZA-Mitglieder gehören damit zu den empfehlenswerten Zoos in Europa.
Wer auch mal in fernen Ländern einen Zoo besuchen möchte, kann nach den entsprechenden regionalen Zoo-Vereinigungen schauen oder der WAZA, des Welt-Zooverbandes.
Und sonst hört etwas auf euer Bauchgefühl. Wenn ein „Zoo“ damit wirbt, dass ihr Tiger streicheln oder mit ihnen spazieren gehen könnt, dann hat das mit Artenschutz leider wenig zu tun. Seriöse Zoos informieren normalerweise über ihr Artenschutz-Engagement, ihre Bildungsprogramme und Forschungen.
Gute Bedingungen in den Zoos, Schutz der Lebensräume weltweit
WWF-Zoo-Kooperationen
Der WWF kooperiert seit vielen Jahren mit ausgewählten Zoos in Deutschland. Gemeinsam wollen beide bedrohten Tierarten helfen, indem sie für mehr Schutz in den natürlichen Lebensräumen und zugleich für bessere Lebensbedingungen der Tiere in den Zoos sorgen. Die Maßnahmen werden durch Spenden der teilnehmenden Team-Mitglieder finanziert. Dabei kann jede und jeder Mitglied im Zoo-Team und damit Artenschützer:in einer besonders bedrohten Tierart werden. Als Dankeschön erhalten die Mitglieder detaillierte Einblicke in die Arbeit und vielfältige Benefits.
WWF-Zoo-Team-Mitglied – Seid ihr schon dabei?
Wollt ihr als Familie einer bedrohten Tierart helfen? Vielleicht ist euer Lieblingstier oder euer Zoo in der Nähe dabei. Mit eurer Unterstützung kann gemeinsam viel erreicht werden.
Wir stellen euch beispielhaft drei Kooperationen vor, die durch Spenden ermöglicht werden.
Team Leopard Münster
Der Allwetterzoo Münster will sein Leopardengehege umbauen und Nachwuchs züchten. Der WWF engagiert sich für neue Schutzgebiete und gegen Wilderei im Kaukasus, wo nur noch wenige Persische Leoparden leben. Lest mehr zur Spendenaktion.
Team Giraffe Heidelberg
Der Zoo Heidelberg plant den Bau einer großen Savannen-Anlage für Giraffen und ihren Nachwuchs. Der WWF hilft, den Lebensraum der Giraffen in Kenia zu schützen. Erfahrt mehr zur Kooperation.
Team Elefant Stuttgart
Der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart “Wilhelma” will ein zehnmal größeres Elefantengehege bauen, in dem Asiatische Elefanten im Familienverbund leben können und auch Nachwuchs aufgezogen werden kann. Gleichzeitig setzt sich der WWF gegen Wilderei und für die Verbesserung des Lebensraums im thailändischen Kui Buri-Nationalpark ein. Entdeckt mehr über die Zusammenarbeit.
Wohin geht’s am Wochenende?
So plant ihr euren Familienausflug in den Zoo
Ein Zoobesuch ist nicht nur etwas für heiße Sommertage. Gerade bei schlechterem Wetter macht der Zoobesuch Spaß. Die überdachten Gehege und Gebäude bieten euch einen trockenen Unterschlupf, falls es mal regnen sollte. Folgende Tipps helfen euch dabei, euren Zoobesuch zu einem spannenden Familienabenteuer für alle zu machen.
Familienvorbereitungen
Überlegt am besten schon im Voraus, welche Tiere jedes Familienmitglied unbedingt sehen möchte. Wenn ihr als Familie verstehen wollt, warum der Zoo eine besonders wichtige Aufgabe erfüllt, besucht unbedingt die Tiere aus den Artenschutzprojekten. Dabei erfahrt ihr Spannendes über die bedrohten Tierarten und was dafür getan wird, damit sie nicht aussterben.
Wenn die kleinsten Familienmitglieder noch nicht gut zu Fuß sind, könnt ihr Laufrad, Roller oder Kinderwagen mitnehmen. E-Fortbewegungsmittel sind manchmal wegen der Schreckhaftigkeit der Tiere verboten. Also erkundigt euch am besten vorher, was erlaubt ist. In vielen Zoos könnt ihr auch einen Bollerwagen gegen eine Gebühr ausleihen.
Der Weg in den Zoo
Wenn ihr mit Bus und Bahn zum Zoo fahrt, ist das nicht nur umweltfreundlich, ihr habt auch schon auf der Fahrt viel Familienzeit! So kommt ihr ganz entspannt ans Ziel und erspart euch die lästige Parkplatzsuche.
Aktivitäten im Zoo
Besonders interessant und manchmal lustig ist es, bei der Fütterung der Tiere zuzusehen. Leoparden klettern ruckzuck meterhoch in Bäume, Affen fangen geschickt ihr Futter oder rufen laut und Fischotter oder Seelöwen springen und tauchen nach den Leckerbissen. Die Tierpfleger und -pflegerinnen erzählen oft auch Spannendes zu ihren Schützlingen.
Manchmal werden auch Nachtsafaris, Taschenlampenführungen oder Abenteuerabende angeboten, bei denen ihr den Zoo zu einer anderen Tageszeit oder im Dunkeln besuchen könnt. Als Familienausflug ist das natürlich ein besonderes Erlebnis, das ihr so schnell nicht vergessen werdet.
Feiert doch einmal (Kinder-) Geburtstag im Zoo. Packt ein Picknick ein, für ausreichend Abwechslung sorgen die Tiere und Spielplätze! Manche Zoos bieten auch Geburtstagsprogramme zu bestimmten Themen inklusive Rallye, Führung oder Imbiss.
Was dürfen wir?
Tiere im Zoo beobachten - aber rücksichtsvoll!
Im Zoo angekommen, müsst ihr ein paar wichtige Regeln beachten, denn die Tiere können schreckhaft sein und durch falsches Verhalten der Besucher:innen krank werden oder sogar sterben. Deshalb sollte euer Verhalten im Zoo immer im Einklang mit den Tieren stehen. So schützt ihr die Tiere und könnt euren Zoo-Besuch richtig genießen.
So verhaltet ihr euch respektvoll
Laute Geräusche stören die Tiere und können sie in Panik versetzen, deshalb solltet ihr in der Nähe der Tiere nicht zu laut sein. In vielen Zoos sind darum Bälle, Musikgeräte, Skateboards etc. verboten.
Tiere brauchen Ruhepausen. Versucht nicht, die Aufmerksamkeit der Tiere durch lautes Rufen, Klopfen oder ähnliches zu erhalten. Und werft erst recht nichts auf die Tiere oder ins Gehege. Bitte verlasst auch nicht die Wege.
Bitte im Streichelzoo beachten
Das Streicheln von Tieren ist in den meisten Zoos verboten. Es sei denn, es handelt sich um den Streichelzoo-Bereich, in dem das Streicheln ausdrücklich erlaubt ist. Ziegen, Hängebauchschweine oder Kaninchen freuen sich über eure Aufmerksamkeit. Seid aber auch hier zurückhaltend, lasst die Tiere am besten zu euch kommen und jagt ihnen nicht laut rufend hinterher. Euer mitgebrachtes Essen ist übrigens nichts für die Tiere und sollte besser in eurem Bauch landen.
Da Tiere bei falscher Fütterung krank werden oder gar sterben können, solltet ihr auf das Füttern der Tiere unbedingt verzichten. Es gibt manchmal Ausnahmen, in denen das Füttern mit geeignetem Futter erlaubt ist. Dieses kann dann vor Ort gekauft werden. Und wenn der Futterautomat leer ist, dann haben die Tiere für den Tag normalerweise genug bekommen, auch wenn zum Beispiel Ziegen sehr vehement betteln können. Lasst euch nicht täuschen – keins der Tiere wird verhungern.
„Wir gehen gern mit unserem Sohn in den Zoo. Dort lernen wir als Familie spannendes über exotische Tiere und verbringen Zeit zu Dritt. Wichtig ist uns, dass wir nur Zoos unterstützen, die Tiere artgerecht halten und Artenschutz fördern. Die WWF-Infos helfen uns den richtigen Zoo für unseren Ausflug auszuwählen!“
Stella, Thorsten und Theo